Keine Lust auf Nichts!
Motivation in der Pubertät
von Sabrina Pachl
Wie motiviere ich Tänzer:innen der Pubertät?
Kindergartenalter? Geschafft! Grundschulalter? Auch geschafft. Deine Gruppe besteht nun größtenteils aus Jugendlichen oder solchen, die es bald werden? Du denkst, dass das anstrengendste nun hinter liegt?
Nun ja, zum Teil magst du damit sicherlich Recht haben. Aber wie sagt man so schön: „Kleine Kinder, kleine Sorgen – große Kinder, große Sorgen!“
Mit dem Jugendalter stellt sich bei einigen die Selbstständigkeit ein. Viele entdecken ihren Ehrgeiz und ihre Motivation fürs Tanzen noch stärker. Andere legen ihre Prioritäten zeitweise jedoch eher auf Dinge außerhalb von Training und Schule.
Wie können Trainer:innen es schaffen, dass sich eben auch diese Tänzer:innnen weiterhin aufmerksam und engagiert im Training zeigen und den Verein unterstützen?
Vertrauen und gegenseitiger Respekt als Grundlage der Zusammenarbeit
Die Grundlage im Umgang mit Jugendlichen ist es, einen Mittelweg zwischen Strenge und Verständnis zu finden. Wenn ihr eure Gruppe schon über mehrere Jahre hinweg begleitet, so könnt ihr bereits im Kindesalter den Grundstein für einen respektvollen Umgang legen.
Hier muss der erste Schritt von euch als Trainer:innen aus gehen. Zeigt euren Tänzer:innen schon früh, dass ihr sie ernst nehmt, ihnen vertraut und ihre Wünsche und Bedürfnisse respektiert.
Im Gegenzug sollten sie aber auch schnell lernen, dass eure Wünsche und Bedürfnisse ebenso wichtig sind und das Team nur funktionieren kann, wenn jeder jeden ebenso respektvoll behandelt, wie er es sich selbst wünscht.
„Mein Hund hat die Hausaufgaben gefressen“
Ausreden zu finden ist eine der großen Stärken von jugendlichen Tänzer:innen. Leider gilt dies auch insbesondere für Absagen des Trainings. Macht euren Tänzer:innen klar, wie wichtig eine regelmäßige Trainingsteilnahme ist.
Hierbei geht es nicht nur darum, dass sie ihre eigene Leistung verbessern, sondern vielmehr darum, dass ihre Mittänzer:innen darauf angewiesen sind, dass sie gemeinsam in der Halle stehen. Positionen und Laufwege lassen sich nur bei reger Trainingsbeteiligung unproblematisch klären.
Jedes noch so anstrengende Dehn- oder Krafttraining ist gemeinsam nur noch halb so schlimm. Und gemeinsam macht das Üben von Akrobatikelementen doch einfach viel mehr Spaß. Tanzen ist ein Teamsport, der -wie es der Name erahnen lässt- nur im Team ausdifferenziert werden kann.
Sollte es einzelne Tänzer:innen geben, die es mit der Trainingsbeteiligung nicht allzu ernst nehmen, so kann es auch ratsam sein mit jenen ein kurzes Gespräch unter vier Augen zu führen. Vielleicht gibt es Gründe hierfür in der Gruppe.
Im Jugendalter verändern sich die Interessen der Tänzer:innen stark und vormals eingeschworene Cliquen entwickeln sich in unterschiedliche Richtungen. Fühlt sich der/die betroffene Tänzer:in eventuell nicht mehr wohl? Oder gibt es vielleicht Gründe außerhalb der Gruppe, bei denen du helfen kannst? Oder einfach mal ein offenes Ohr haben.
Und vergiss nie: Auch wir waren einmal jung und haben versucht uns selbst zu finden. Gib deinen Tänzer:innen die Chance hierzu. Du wirst sehen, den Respekt, den du ihnen zollst, wirst du zurück erfahren. Wenn auch vielleicht erst in der nächsten Trainingssession.
Klare Regeln geben Struktur
Wie jedes Zusammenleben ist es auch in Trainingsgruppen wichtig Regeln zu haben, an die sich alle Beteiligten halten. Mit allen Beteiligten meine ich auch tatsächlich ALLE.
Solltet ihr über die Session hinweg merken, dass es wichtig ist (weitere) Regeln aufzustellen, so setzt euch gemeinsam hin und besprecht dieses Thema. Nur wenn ihr als Trainer:in eine Problematik offen ansprecht könnt ihr von euren Tänzer:innen auch erwarten, dass sie euch verstehen.
Viele Dinge erscheinen in einem Jugendköpfchen anders als Erwachsene sie auffassen und verstehen. Oftmals leben viele der Jugendlichen im Hier und Jetzt, was ihnen auch kritiklos gestattet werden sollte.
Erwachsene haben nicht zuletzt aufgrund ihrer jahrelangen Erfahrung den Blick fürs große Ganze. Vielleicht erscheint euren Tänzer:innen die Zeit bis zum Auftritt oder dem ersten Turnier noch als Ewigkeit, während ihr wisst, wie schnell die letzten Trainingseinheiten in Wahrheit verfliegen.
Besprecht daher Probleme gemeinsam und versucht in der Gruppe Lösungen zu finden und diese in Form von Regeln aber auch Konsequenzen zu formulieren. Regeln die eure Tänzer:innen selbst aufgestellt haben, werden sie wesentlich seltener brechen als jene, die ihnen vorgelegt wurden.
Motivation trotz „Null-Bock“-Phase
Sicherlich werdet ihr von Zeit zu Zeit auch damit konfrontiert werden, dass einige der Jugendlichen zwar zu den Trainingseinheiten erscheinen, jedoch mit einer gepflegten „Gelassenheit“ an die Trainingseinheiten heran gehen.
Nicht nur Dehnkompetenzen können verbessert werden, wenn der eigene Wille zur Verbesserung da ist. Auch Kraftaufbau ist wesentlich einfacher, wenn der/die Tänzer:in sich selbst verbessern möchte.
Oftmals zeigt sich diese veränderte Einstellung zum Tanzen bzw. zum Abruf der Tanzfähigkeiten für alle Sichtbar an der Körperhaltung beim Tanzen. Achtet bei den Jugendlichen besonders darauf, ob die Spritzigkeit aber auch die aufrechte Körperhaltung und Spannung ebenso ausgeprägt ist wie in den vorherigen Jahren.
Gute Vorher-Nachher-Vergleiche lassen sich anhand von Videos der letzten Session aufzeigen. Hier könntet ihr eine Trainingseinheit mit dem Schwerpunkt Körperspannung einpflegen.
Bedenkt allerdings dabei stets, dass besonders Tänzerinnen mit der Veränderung ihres Körpers zu kämpfen haben. Während es die einen toll finden, einen weiblicheren Körper zu bekommen, gibt es auch jene, die Probleme damit haben.
Durch das Einfallen der Schultern oder einer weniger aufrechten Körperhaltung, hoffen sie dies kaschieren zu können. Geht dieses Thema daher sehr empfindsam an und versucht euch hierbei vorsichtig heranzutasten, worin die Ursache der veränderten Körperhaltung liegt. Nicht immer ist es auf die „Null-Bock“-Phase zurückzuführen.
Es ist nur eine Phase
Die Phase der Pubertät ist im Leben der Jugendlichen eine der prägendsten und sollte daher auch von allen Seiten so gut es geht unterstützt werden. Mit gegenseitigem Respekt habt ihr eine gute Basis, um auch von den Jugendlichen ernst genommen zu werden.
Solltet ihr also merken, dass diese Entwicklung den Trainingserfolg zunehmend stört, so solltet ihr immer zeitnah das direkte Gespräch suchen. Ansonsten versucht in dieser Zeit noch ein wenig mehr Verständnis für eure Tänzer:innen aufzubringen, als ihr es ohnehin schon habt und zeigt.
Solltet ihr derzeit eine Kindergruppe trainieren, denkt daran, dass ihr bereits jetzt den Grundstein für eine erfolgreiche Zusammenarbeit im Jugendalter legen könnt.
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