Ende der aktiven Karriere als Tänzerin – Und jetzt?

Das Feuer bleibt

Der letzte Applaus ist verklungen, die Scheinwerfer abgeschaltet. Man verlässt die Bühne mit dem Wissen: Das wars. Nun ist meine aktive Laufbahn als Tänzerin Geschichte. Viel Stunden des Trainings, Schmerzen, Freude und Glück sind vorüber. Schön, wenn die Jahre als Tänzerin mit ganz besonderen Abschiedsworten gewürdigt werden. So wie bei mir, als ich im Jahr 2013 meinen letzten Tanz als Einzelmariechen auf die Bühne gebracht habe:
YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Doch was kommt dann? Egal aus welchen Gründen man aufhört, ob bedingt durch die berufliche Laufbahn oder die körperliche Leistungsfähigkeit: Als Gardetänzerin beginnt man oft schon im frühen Kindesalter mit diesem Hobby. Das Ende kommt dann meistens viel zu früh. Auf einmal fehlt da etwas. Wohin mit der verbleibenden Leidenschaft?

Von der Tänzerin zur Trainerin

Einer der naheliegensten Schritte ist es, den Weg im Karnevalistischen Tanzsport als Trainer*in fortzusetzen. Vor allen in kleinen Freizeitvereinen sind Trainer*innen häufig Mangelware. Die Gründe dafür sind eindeutig. Die Leidenschaft zum Tanz wird hier ehrenamtlich ausgeübt. Der Lohn ist hier der Applaus des Publikums und die strahlenden Augen der Schützlinge und Eltern. Als Trainer*in in einem Freizeitverein ist man häufig ein Multitalent. Musik schneiden, Choreographie erstellen, Schritte einüben, Kraft- und Fitness trainieren, Kostüme nähen, Requisiten bauen und am Ende noch Haaren und Make-Up den letzten Schliff verpassen.

Als Trainer*in wird einem sehr viel abverlangt. Und das alles neben den 3-4 Stunden, die man wöchentlich im Übungsraum verbringt. Hinzu kommen leider häufig noch Probleme mit Eltern oder die Unzuverlässigkeit mancher Tänzer*innen. Da kann man sich schon fragen: Reicht meine Leidenschaft dafür aus?

Doch ich kann euch bestätigen, sie reicht. Und ihr bekommt auch einiges zurück. Seien es lobende Worte von Eltern, die eure Arbeit wirklich sehen und schätzen. Anerkennende Blicke aus den eigenen Vereinsreihen oder letztendlich der Applaus des Publikums. Trainer*in sein ist nicht immer einfach, gibt einem aber unglaublich viel.

Das Hobby zum Beruf machen

Ein Weg den vor allem Profis einschlagen ist es, das Hobby zum Beruf zu machen. Dies kann ein Sportstudium sein oder als Trainer*in in einer Leistungsgruppe. Auch der Job als Fitness- oder Tanzcoach ist heutzutage eine gute Möglichkeit, dem jahrelang durchgeführten Hobby treu zu bleiben.
Ein gutes Beispiel hierfür ist Nicole Vogel. Sie tanzte über 30 Jahre erfolgreich im BdK und konnte unzählige Meistertitel erringen. Nun, nach Ende der aktiven Karriere als Tänzerin, hat sie bereits vier Bücher veröffentlicht, mehrere Artikel für die Zeitschrift Garde und Show geschrieben, hat ein Studium der Sportwissenschaft absolviert und ist als Personal Trainerin aktiv. Ihr seht, mit genug Ehrgeiz und Fleiß schafft man es, das Hobby auch beruflich zu nutzen.

Engagement im Verein

Auch wenn der professionelle Tanzsport immer weniger mit dem klassischen Karneval zu tun hat, so hat er doch hier seinen Ursprung. Wie in jeder Sparte gibt es wenige Leistungs- und dafür viele Freizeitvereine. Und in solch einem Verein gibt es immer etwas zu tun.

Auch nach der aktiven Karriere als Tänzer*in, kann man dem Karneval treu bleiben. In vielen Vereinen gibt es auch Tanzgruppen nach der Garde, denen man sich anschließen kann.

Auch heute bin ich noch tänzerisch auf der Bühne mit den Ü-Eiern aktiv.

Mein Auftritt 2017 mit der Playback Gruppe "Ü-Eier"

Ein Vorteil: Hier gibt es kaum Druck. Nicht die Leistung sondern einfach der Spaß am Tanzen und auf der Bühne stehen steht hier im Vordergrund. Oder wie wäre es mit einer Karriere als Büttenredner oder Sänger? Wer weiß, welches Talent noch in euch schlummert. Vielleicht werdet ihr auch eines Tages Sitzungspräsident*in oder Vorstand eures Vereins. Wagt einfach mal einen Blick über den Tellerrand und schaut wo eure Stärken liegen.

Ich selbst habe nicht einmal daran gedacht, dem Karneval den Rücken zu kehren. Nach Ende meiner aktien Tänzerkarriere war ich schon über 10 Jahre Trainerin. Nun bin ich nebenbei noch in der Weiberfastnacht aktiv, tanzte in der Playbackgruppe “Ü-Eier” und organisiere als Gardebetreuerin Fortbildungen für unsere Trainerinnen.

Mittlerweile bin ich wieder im Schautanz unserer Ü15 Garde aktiv und trainiere neben der Garde noch ein Einzelmariechen.

Ich wünsche allen, die in diesem Jahr ihre aktive Laufbahn beendet haben oder beenden viel Erfolg bei der Suche nach dem richtigen Weg. Vielleicht habt ihr ihn ja schon gefunden? Dann lasst mir einfach einen Kommentar da. Ich freue mich von euch zu hören.

Eure Lisa von keep-dancing

11 Kommentare
  1. Josephine
    Josephine sagte:

    Schön, dass du weitermachst. Ich kann mir noch nicht vorstellen, nicht mehr auf die Bühne zu gehen, obwohl ich schon lange unterrichte. Mal sehen, wann es bei mir zu diesem wichtigen Schritt kommt.
    Viele Grüße
    Josephine

    Antworten
    • Lisa Roczniewski
      Lisa sagte:

      Hallo Jo,
      das stimmt, so ganz ohne Bühne kann ich auch nicht. Aber zum Glück bietet unser Verein da genug Möglichkeiten, auch nach der Garde noch aktiv zu sein. Ich glaube, wenn man einmal Blut geleckt hat lässt einen das Tanzen nicht mehr los. Verfolge übrigens auch deinen Blog ;-) Finde ich klasse was du so schreibst.

      Liebe Grüße
      Lisa

      Antworten
    • Lisa Roczniewski
      Lisa sagte:

      Hallo Elli, vielen Dank. Ich habe vollstes Verständnis davor, das es dir vorm Aufhören grault. Das ist auch ein totsl emotionaler Moment. Bei mir ging es auch nicht ganz ohne Tränen. Aber da ich dem Verein treu geblieben bin und mich nun in anderen Gruppen verwirklichen kann, ist es im Rückblick betrachtet gar nicht so schlimm.

      Antworten
  2. Martina
    Martina sagte:

    Ich musste das Tanzen damals leider aufgegeben, da ich an MS erkrankt bin.
    Ich muss sagen, durch das jahrelange Training bin ich noch “relativ” fit geblieben. Habe dann Garden und ein Männerbalettt trainiert.
    Ich kann zwar aktiv nicht mehr so gut zeigen, was und wie ich etwas haben möchte, aber wie heisst es?
    Ohne Karneval können wir nicht sein!

    Antworten
    • Lisa Roczniewski
      Lisa sagte:

      Hallo Martina, danke für deine Geschichte. Finde ich richtig klasse, dass du dich trotz Krankheit nicht von deinem Hobby abbringen lässt. Es gibt immer einen Weg. Schön, wenn der Karneval dir weiterhin Kraft gibt und du aktiv bleibst. Viele Grüße, Lisa

      Antworten
  3. Dani
    Dani sagte:

    Hallo, dein Blog spricht mir aus der Seele. Ich bin auch Trainerin von insgesamt 4 Showtanzgruppen und kann mir ein Leben ohne Tanzen oder die Bühne nicht wirklich vorstellen :)
    liebe Grüße
    Dani

    Antworten
    • Lisa Roczniewski
      Lisa sagte:

      Hallo Dani, vielen vielen Dank für dein Lob. Ich freue mich riesig über jeden, den ich mit meinen Gedanken erreiche. Das macht mich wirklich glücklich. Viel Spaß weiterhin mit deinen Showtanzgruppen.

      Liebe Grüße, Lisa

      Antworten

Trackbacks & Pingbacks

  1. […] Sicherlich kennst du besonders aus dem Breitensport und den Karnevalssitzungen verschiedene Tanzgruppen, die ganz unterschiedliche Altersgruppen ansprechen. Nachdem man die Kinder- und Jugendgruppen durchlaufen hat, steht man am Ende der Seniorengruppe (Großen Garde) vor der Überlegung, wie es denn nun weitergeht? Soll man aufhören zu tanzen? […]

  2. […] GardetänzerInnen beenden irgendwann ihre Karriere und nehmen Abschied von der Gardezeit. Doch einige von uns lässt der Funke einfach nicht los. Nächster Schritt: Gardetrainer bzw. […]

  3. […] Tänzer und jede Tänzerin die ihre aktive Karriere beendet steht vor dieser Entscheidung: Ganz aufhören oder als Trainer bzw. Trainerin weitermachen. Ist die […]

Hinterlasse einen Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Das könnte dich auch interessieren: