Der Weg zur neuen Gardeuniform
Vom ersten Entwurf zum fertigen Kostüm
Blogartikel von Johanna D.
Der Traum von einer neuen Uniform
Das Lieblingsthema im Tanzsport für sicher viele Tänzerinnen und Tänzer: Neue Kostüme!
Ein maßgeschneiderter Uniformsatz ist eine Angelegenheit, die viel Kreativität, Zeit und Arbeit erfordert – ich spreche aus Erfahrung, denn meine Garde und ich haben während der Coronazeit genau dieses Vorhaben in die Tat umgesetzt.
Was du also zwischen der ersten Designidee bis zum ersten Tragen auf der Bühne erwarten und auch vielleicht beachtet kannst, findest du in diesem Artikel.
Einen Entwurf überlegen
Einer der ersten Schritte bei der Planung eines neuen Kostüms ist zugleich auch einer der Entscheidendsten: Eure Skizze.
Was für manche vielleicht der Beste, weil es der kreativste Teil des Prozesses ist, kann sich als Mammutaufgabe herausstellen. Wenn man versucht, es den individuellen Vorstellungen der Tänzerinnen und Tänzern recht zu machen, stößt man schnell an die Grenzen der Kreativität.
Es kann helfen, sich zuerst darauf zu einigen, in welche Richtung das Kostüm überhaupt gehen soll: Bei uns als Dorfgarde zum Beispiel mussten wir uns zunächst einig werden, ob wir bei Glitzer und dem Mehr-ist-Mehr-Prinzip (jede Dorfgardentänzerin weiß, was ich meine) bleiben – da das ja aus unserer Bubble immer noch nicht wirklich verschwunden und immer nach Gang und Gebe ist – oder uns an dem modernerem, minimalistischerem Stil orientieren, den man vor Allem auf den Turnierbühnen sieht. Letztendlich haben wir uns für ein Mittelding entschieden!
Inspiration für das Gardekostüm finden
Um Inspiration für dein neues Gardekostüm zu finden, empfehle ich dir, einfach einmal auf Instagram unter den gängigen Hashtags wie #gardetanz, #karnevalistischertanzsport, #funkengarde usw. zu stöbern und am besten eine Instagram-Sammlung anzufertigen von Elementen, die du schön findest und dir auch in deinem Kostüm vorstellen könntest.
Ganz wichtig: Habe Respekt vor den Ideen und der Kreativität anderer Schneider*innen, Trainer*innen und Tänzer*innen. Es ist sicher okay, sich mal von einem Teil eines anderen Kostüms etwas abzuschauen, wenn man sich beispielsweise in den Schnitt, den Hut oder die Spitze verliebt hat. So funktionieren Trends!
Aber mit einem Screenshot eines anderen Kostüms direkt zur Schneiderei zu gehen und eine exakte Kopie eines bereits bestehenden Kostüms zu tragen ist nicht nur unschön für die Person, die das Original entworfen hat, sondern auch für dich – schließlich sollte dein teures, maßgeschneidertes Kostüm doch auch ein Unikat sein, oder?
Die Ideen mit dem Team besprechen
Vereinbart zusammen ein Treffen oder nutzt eine Trainingsstunde dafür, euch gegenseitig eure Ideen vorzustellen. Denk hier unbedingt an Papier und bunte Stifte oder ein Tablet mit Grafikapp, um das festzuhalten, was die Gruppe schön findet.
Sicher sind Farben, Westendesign, Schnitt und Hutform die wichtigsten Punkte, auf die ihr euch einigen solltet. Ein paar „Kleinigkeiten“, die bei der Kostümbesprechung nicht zu kurz kommen sollten, sind zum Beispiel aber auch:
- Wie soll der Hut befestigt werden?
- Soll es ein halber, dreiviertel, oder doch ganzer Tellerrock sein? Oder doch einer mit Falten?
- Rosetten oder Schleifen, oder ganz was anderes?
- Manschetten oder Fingerschlaufen?
- Wie soll der Body unten aussehen?
- Welche Art von Federn soll der Hut haben (wenn überhaupt?)
Als ich mir mit meiner Garde neue Kostüme überlegt habe, sah unser erster Entwurf so aus:
Eine Schneiderei für Gardeuniformen finden
Sobald die Skizze eures Kostüms steht, kannst du auch direkt damit zur Kostümschneiderei gehen. Einige Vereine haben Nähstuben ihres Vertrauens, die sie schon seit Jahren aufsuchen, was die Frage, wo man das Kostüm nähen lässt, einfach beantwortet. Aber vielleicht wird dies ja dein erstes Kostüm, was nicht „von der Stange“ ist, und du hast einfach keinen blassen Schimmer, wo man so ein Gardekostüm schneidern lassen könnte?
Hier gibt es mehrere Möglichkeiten. Du könntest beispielsweise einfach eine herkömmliche, lokale (Änderungs-) Schneiderei anfragen, ob sie so einen Auftrag annehmen würden. Es gibt aber natürlich auch solche Schneidereien, die sich auf karnevalistischen Tanzsport spezialisiert haben.
Ein Tipp: Wenn du auf Instagram eine Garde mit schönen Kostümen entdeckt hast, schreib doch einfach mal eine nette Nachricht und frag nach, welche Schneiderei sie weiterempfehlen können. Manche Vereine helfen einem da gerne weiter!
Lokal oder spezialisiert? Beides hat Vor- und Nachteile
Ob du eine lokale Nähstube oder einen spezialisierten Karnevalsausstatter auswählst, hat jeweils Vor- und Nachteile. Lasst ihr die Kostüme in der Nähe anfertigen, ist es viel einfacher, mal für Änderungen, Nachbestellungen und Reparationen im Laden vorbeizuschauen.
Gardekostümschneidereien jedoch haben viel Erfahrung damit, wie man die sportlichen und ästhetischen Ansprüche für ein Tanzkostüm am besten umsetzt. Dafür muss man aber eventuell aber auch einen längeren Weg auf sich nehmen.
Wir haben uns für eine lokale Schneiderei entschieden, da eine unserer Tänzerinnen selbst Schneidermeisterin ist und dort arbeitet.
Das Budget der Uniform planen
Die Schneiderin oder der Schneider kann dir meist schon bei der Besprechung des Entwurfs einen ungefähren Preis nennen, mit dem du rechnen müsst, wenn du alle deine Wünsche umgesetzt haben möchtest. Wie du dir mit deiner Garde einen neuen Kostümsatz finanzieren kannst, kannst du hier nachlesen.
Was wir bei unseren Kostümen getan haben, um Geld einzusparen, war einmal, die Strasssteine selbst anzubringen. Wenn man sich das untereinander aufteilt, ist das mal eine nette Arbeit, um nebenbei einen Podcast zu hören oder sich damit vor den Fernseher zu setzen. Außerdem haben wir die Hüte komplett selbst angefertigt. Dafür haben wir Rohlinge, Spitze und Federn bestellt und ein wenig learning-by-doing mäßig die Dreispitze selbst fertiggestellt.
Hüte selbst anfertigen sollte gut durchdacht werden
Ein kurzer Reality-Check an dieser Stelle: Das Anfertigen der Hüte war im Nachhinein bei Weitem die schwierigste Aufgabe und ich persönlich würde das beim nächsten Mal wirklich zweimal überlegen. Ihr solltet genau prüfen, ob das Budget nicht vielleicht doch reicht, um die Hüte auch bei Experten anfertigen zu lassen.
Apropos Hüte: Neue Rohlinge sind überhaupt kein Muss – für uns gab es leider keine andere Option. Aber Karnevalsausstatter bieten auch an, alte Hüte neu zu beziehen, und Federnester/Form wieder aufzupäppeln! Das spart nicht nur Geld, es ist auch nachhaltiger, als direkt neue zu bestellen.
Maß nehmen für die neue Gardeuniform
Einer der wichtigsten Schritte im Nähprozess ist das Maßnehmen – darum kümmert sich meistens deine Schneiderin oder dein Schneider selbst.
Was DU aber für den Termin zum Maßnehmen beachten solltest: Trage einen Sport-BH, beziehungsweise den, den du am liebsten zum Auftritt trägst. Die Passform ist bei einem Sport-BH ganz anders als bei einem üblichen und falls du deinen normalen BH zum Maßnehmen trägst, kann es sein, dass die Weste darüber Falten wirft oder komisch absteht, wenn du dann deinen Sport-BH zum Auftritt trägst.
…Fertig ist das Kostüm?
Sobald Maß genommen wurde, heißt es meistens eigentlich nur noch warten. Es kann oft mehrere Wochen dauern, bis ein ganzer Satz an Kostümen fertig ist – je nachdem, wie groß deine Gruppe ist und welche Wünsche ihr für eure Uniform hattet.
Unsere Schneiderin (aka Mittänzerin) hat uns nach ein paar Wochen zum ersten Anprobieren eingeladen. Das diente nicht nur dazu, die Passform an jeder Tänzerin zu überprüfen, sondern auch um zu schauen, ob alles so umgesetzt wurde, wie wir uns das vorgestellt haben. Uns ist zum Beispiel beim Anprobieren aufgefallen, dass wir doch gerne kürzere Röcke hätten und dass uns die angenähte Spitzenhose am Body doch noch zu „nackig“ war und wir mehr Spitze brauchten.
So sah mein Kostüm bei der ersten Anprobe aus – gar nicht so viel anders wie das fertige Endprodukt, aber die Steine haben zum Beispiel auch noch gefehlt!
Ein paar Wochen nach der Anprobe war dann für uns endlich der Tag gekommen, an dem wir in einer großen Box unseren neuen Kostümsatz in Empfang nehmen konnten. Doch wie schon bereits erwähnt ging für uns dann erst richtig die Arbeit los: Die Kostüme mussten „bedazzled“ werden mit Strasssteinen und die Hüte mussten angefertigt werden!
Premiere in der neuen Uniform
Ist dein Kostüm fertig, ist es Zeit für den großen ersten Auftritt! Tja. Corona hat uns leider einen großen Strich durch die Rechnung gemacht.
Eigentlich wollten wir die schönen neuen Kostüme auf unserer heimischen Prunksitzung das erste Mal dem Publikum präsentieren, doch dann wurde die Sitzung abgesagt. Wir hatten keine Lust, noch ein Jahr das große Geheimnis für uns zu behalten, und waren einfach so stolz auf das fertige Ergebnis, dass wir es echt langsam mal der Welt präsentieren wollten.
Also haben wir die offizielle Spendenübergabe mit der Bank, die uns das Crowdfunding ermöglicht hat, genutzt, um das Kostüm zum ersten Mal in der Zeitung und auf Social Media zu präsentieren, auch wenn es natürlich cool gewesen wäre, wenn es unser Dorf das erste Mal auch mit unserem neuen Tanz gesehen hätte. Umso mehr freuen wir uns deshalb, unser neues Kostüm endlich auch auf der eigenen Bühne zu tragen. Hoffentlich bald!
Hallo ich wollte mal nachfragen ob ihr noch Anfragen für Mariechenkostüme annehmt.
Lg
Hi Jolina, wir von Keep-Dancing bieten gar keine Kostüme an – da müsstest du dich an eine Schneiderin oder Schneiderei wenden.