Das Rad als Schwierigkeit im Gardetanz
Das Rad
Das Rad ist eine Grundschwierigkeit in karnevalistischen Tanzsport. Der Schwierigkeitsgrad ist im Vergleich zu anderem Element recht einfach. Daher wird es auch bereits in Jugendgarden und bei Jugendsolist*innen vertanzt.
Und doch sollte man das Rad nicht unterschätzen: Auch hier spielen viele körperliche und sportliche Faktoren eine Rolle, damit das Rad am Ende elegant und ordentlich aussieht.
Weitere Variationen machen das Rad als Element im Gardetanz sehr interessant. So stellt es eine abwechslungsreiche Schwierigkeit für jeden Tanz dar.
Das Rad
Das Rad ist eine Grundschwierigkeit in karnevalistischen Tanzsport. Der Schwierigkeitsgrad ist im Vergleich zu anderem Element recht einfach. Daher wird es auch bereits in Jugendgarden und bei Jugendsolist*innen vertanzt.
Und doch sollte man das Rad nicht unterschätzen: Auch hier spielen viele körperliche und sportliche Faktoren eine Rolle, damit das Rad am Ende elegant und ordentlich aussieht.
Weitere Variationen machen das Rad als Element im Gardetanz sehr interessant. So stellt es eine abwechslungsreiche Schwierigkeit für jeden Tanz dar.
Voraussetzungen
Um das Rad exakt ausführen benötigt der Tänzer bzw. die Tänzer eine gute Ganzkörperspannung. Schließlich muss der gesamte Körper einmal durch die Luft geführt werden – und das möglichst gerade und aufrecht.
Nächster Punkt ist eine gewisse Stützkraft in den Armen, der Rumpf- und Schultermuskulatur. Das gesamte Körpergewicht lastet für einige Sekunden vollständig auf Armen und Schultern – das muss man erst einmal aushalten. Knicken die Tänzer*innen beim Rad in den Armen ein, so ist dies häufig ein Zeichen für fehlende Stützkraft.
Gleichzeitig muss der Arm-Rumpf-Winkel groß genug – der Bereich also beweglich sein. Nur so schaffen es die Arme komplett neben die Ohren. Versuch es doch einmal selbst: Wie weit kannst du deine Arme gestreckt eng am Kopf nach hinten ziehen? Je weiter du zurückkommst, umso beweglicher bis zu in diesem Bereich.
Auch Schnellkraft in der Gesäßmuskulatur wird für das Rad benötigt. Allein durch das kurze Abstoßen der Beine am Boden muss der Po inklusive Beine einmal vollständig in die Luft. Dies geschieht hauptsächlich aus Kraft – nicht mit Schwung.
Zum Schluss braucht es auch etwas Mut und Koordinationsfähigkeit Überkopf. Nur so können die Hände und Füße kontrolliert an der richtigen Stelle aufgesetzt werden.
Phasen
Das Rad lässt sich grundsätzlich in 8 Phasen unterteilen. Im Folgenden zeige ich dir die einzelnen Phasen im Detail:
1. Grundstellung
Ein Bein (das Standbein) wird nach vorne abgespreizt. Beide Arme sind neben den Ohren in die Luft gestreckt. Der Körper ist fest angespannt.
2. Absenken
Der Oberkörper wird frontal abgesenkt, dabei beugt sich das Standbein. Das Schwungbein wird nach hinten oben geführt.
3. Handaufsatz
Der Oberkörper dreht sich um ¼ zur geöffneten Seite. Die erste Hand (Standbeinseite) setzt auf. Das Standbein beginnt sich zu strecken.
4. Verlassen des Bodens
Das Schwungbein wird weiter nach hinten oben geführt. Zeitgleich wird das Standbein vollständig gestreckt und verlässt den Boden.
5. Aufsatz der zweiten Hand
Die zweite Hand setzt schulterbreit zur ersten Hand auf. Beide Hände befinden sich nun parallel nebeneinander.
6. Stützphase
Der Körperschwerpunkt wird über die Schultern gebracht. Dabei ist der Körper gestreckt und angespannt – kein Hohlkreuz. Die Beine sind gegrätscht, die Arme gestreckt und aktiv aus den Schultern herausgedrückt.
7. Gewichtsverlagerung
Das Gewicht wird nun auf die zweite Hand verlagert.
8. Landung
Das Schwungbein wird zum Boden gezogen und ist nun das erste Landebein. Der Fuß setzt möglichst nah an der Hand auf. Die erste Hand löst sich vom Boden, danach löst sich die zweite Hand und der Körper vollführt eine ¼ Drehung in die Richtung, aus der man gekommen ist.
9. Stand
Der Oberkörper wird aufgerichtet und das zweite Bein in Schrittstellung hinter dem Körper auf. Anschließend wird das Gewicht auf das zweite Bein verlagert.
Das Rad erlernen
Das Erlernen des Rads kann man modular aufbauen – von einfachen Überkopf-Übungen hin zur Perfektion. Hier zeige ich dir die notwendigen Schritte.
Schritt 1: Rad über eine Erhöhung
Für Schritt eins benötigst du eine Erhöhung, am besten einen Turnkasten oder eine Turnbank. Mithilfe dieser Erhöhung kann sich dein Schützling an den Bewegungsablauf gewöhnen.
Die Hände werden auf dem Kasten aufgesetzt und es wird ein Hopser auf die andere Seite gemacht. Diese Bewegung wird nun Stück für Stück gesteigert – die Beine werden immer höher geführt. Zur Unterstützung kannst du Hand- und Fußabdrücke aus Pappe ausschneiden und auf Bank und Boden aufkleben. So lernt dein*e Tänzer*in einfacher, wo Hände und Füße in der Bewegung hingehören.
Hilfestellung kann dabei auch ein 4er Rhythmus geben – zum Beispiel das Wort Schokolade:
- SCHO = Erste Hand setzt auf
- KO = Zweite Hand setzt auf
- LA = Erster Fuß setzt auf
- DE = Zweiter Fuß setzt auf
Schritt 2: Scherenhandstand
Ein freier Handstand muss für das Rad nicht beherrscht werden. Der einfachere Scherenhandstand kann aber dabei helfen, den Aufschwung richtig auszuführen.
Dabei werden zuerst Scherensprünge durchgeführt. Beide Hände setzten schulterbreit am Boden. Nun wird abwechselnd mit einem kleinen Sprung ein Bein nach oben gezogen. Diese Bewegung kann erst grob, Schritt für Schritt gestreckt ausgeführt werden.
Klappen diese Sprünge gut, so kann als nächste nicht mehr nach oben gesprungen, sondern geschwungen werden.
Abschließend kann diese Bewegung mit einer ¼ bzw. ½ Drehung z.B. über eine Linie oder eine Mattenecke vollführt werden.
Schritt 3: Körperstreckung
Ist der grundsätzliche Bewegungsablauf verinnerlicht geht es an die korrekte Körperstreckung. Dies kann zum Beispiel mit einer Klebeband-Linie auf dem Boden oder durch einen Mattentunnel erfolgen. Dabei werden zwei große Turnmatten aufgestellt. Zwischen diesen wird ein Gang freigelassen, durch welchen der bzw. die Tänzer*in das Rad turnen soll.
Der Gang kann sukzessive immer enger gestellt werden, um die Körperstreckung zu forcieren.
Häufige Fehler beim Rad und deren Korrektur
Beim Erlernen des Rads können sich Fehler einschleichen. Doch auch gestandene Tänzer*innen haben manchmal Probleme, das Rad korrekt auszuführen. Hier gibt es einen Überblick, über die drei gängigsten Fehler und wie diese korrigiert werden können.
Rad nicht auf einer Linie
Das Rad an sich funktioniert, allerdings schafft es der Tänzer bzw. die Tänzer nicht, eine Linie zu halten. Das Rad wird schräg ausgeführt. Insbesondere bei Garden, welche auf engem Raum nebeneinander ein Rad zeigen, ein Problem.
Gründe können hier in fehlender Beweglichkeit der Beine oder Angst im Kopf liegen. Dies musst du mit deine*r Tänzer*in herausfinden. Liegt es am Kopf, so gehst du am besten zurück an den Anfang und baust die Technik noch einmal grundlegend auf. So können Ängste gelöst werden. Bei fehlender Beweglichkeit findest du unten Übungen, die diese steigern können.
Einsinken in den Schultern
Deine Tänzer*innen schaffen es sich, nicht vollständig zu strecken? Die Arme klappen weg beim Rad? Dann fehlt es an Stützkraft. Hier sollte das erste Ziel also sein, Kraft und Beweglichkeit in den Schultern und im Rückenbereich aufzubauen. Passende Übungen findest du weiter unten.
Hohlkreuz
Der Rücken deiner Tänzer*innen ist im Rad krum und schief wie bei einer Banane? Das bekannte Hohlkreuz ist ein Zeichen für fehlende Körperspannung, fehlende Stützkraft oder mangelnde Beweglichkeit.
Auch hier gilt: Finde den Grund heraus und arbeite dann mit gezielten Übungen an dem betroffenen Bereich.
Variationen für das Rad
Das Rad an sich ist bereits ein sehr schönes Element. Und bietet vielfältige weitere Varianten. So kann es auch wunderbar einarmig ausgeführt werden. Am Bewegungsablauf ändert sich wenig – außer, dass wahlweise die erste oder zweite Hand nicht aufgesetzt wird. Dafür ist eine noch bessere Stützkraft notwendig, denn das Körpergewicht liegt so für einen kurzen Moment nur auf einem Arm.
Beliebt ist auch das Rad in den Spagat. Das erste Landebein wird dabei nicht fest aufgesetzt, sondern direkt in den Spagat durchgezogen. Die Arme und Beine bleiben dabei maximal gestreckt und das erste Bein wird nah am Stützarm vorbeigezogen. So wirkt die Landung besonders elegant.
Auch das Heberlein ist eine schöne, jedoch recht anspruchsvolle Variation. Das einarmige Rad mit Aufsatz der zweiten Hand sollte beherrscht werden. Die zweite Hand setzt auf, während die erste Hand das Standbein greift und während dem kompletten Radablauf festhält. Eine gute Spreizfähigkeit der Beine ist hierbei Grundvoraussetzung.
Und dann gibt es auch noch das freie Rad, welches komplett ohne Armaufsatz geseigt wird. Dies ist allerdings eine Schwierigkeit, welche viel Training und noch weitaus mehr Vorrausetzungen benötigt. Es sollte daher unbedingt mit professioneller Unterstützung eingeübt werden.
Übungen für das Rad
Zum Abschluss möchte ich dir noch einige Übungen vorstellen, mit welchen du die körperlichen Voraussetzungen für das Rad trainieren kannst.
Stützkraft
Der Liegestütz ist eine gute Möglichkeit, Stützkraft aufzubauen. Achte dabei darauf, dass die Hände direkt unter den Schultern sind. Die Beine sind lang gestreckt und der Körper vollständig angespannt. Halte diese Position und drücke dich aktiv aus den Schultern heraus.
Eine Erweiterung stellt der Bergsteiger da. Du startest im Liegestütz und bringst nun abwechselnd ein Knie nach vorne Richtung Brust. Achte darauf, den Po tief zu halten und die aktiv aus der Schulter rauszudrücken.
Als Drittes kannst du Stützkraft auch mit dem Handstand an der Wand trainieren. Stell dafür vor einer Wand die Hände schulterbreit auf und schwinge dich mit den Beinen an die Wand. Strecke im Handstand die Arme fest durch und halte die Position.
Beweglichkeit im Arm-Rumpf-Winkel
Eine der einfachsten Übungen ist das Schulterkreisen. Lege die Hände auf die Schultern und bewege die Ellenbogen eng am Kopf vorbei für 20 Sekunden nach hinten, anschließend nach vorne. Führe die Übung danach mit gestreckten Armen aus. Achte darauf, die Kreise möglichst groß und nah am Kopf vorbei auszuführen.
Der Herabschauende Hund ist ebenfalls gut geeignet. Gehe in den 4-Füßler Stand. Stelle nun die Füße auf und drücke deinen Po nach oben hinten. Ziel ist es, deine Arme und deinen Rücken vollständig lang auszustrecken und die Brust Richtung Boden zu ziehen. Die Beine kannst du dabei ruhig leicht beugen, der Fokus liegt auf Rücken und Schultern. Halte diese Position 3×30 Sekunden.
Eine weitere Übung ist der Cat-Stretch. Gehe ebenfalls in den 4-Füßler Stand. Lege nun deine Arme lang nach vorne ab, die Brust zieht wieder Richtung Boden. Achte auf einen 90° Winkel in den Knien – der Po bleibt in der Luft. Du kannst die Position intensivieren, indem du die Fingerspitzen aufstellst.
Beweglichkeit der Beine
Eine schöne, breite Grätschposition gibt dem Rad das gewisse etwas. Trainieren kannst du diese zum Beispiel mit Squats. Stelle die Beine hüftbreit auf und schiebe das Becken vor. Setze nun deinen Po tief, bis die Oberschenkeloberseite ca. parallel zum Boden ist. Du kannst den Squat auch breiter als hüftbreit ausführen, für mehr Hüftbeweglichkeit. Achte nur immer darauf, das Becken vorzukippen und die Knie nach außen zu drücken.
Die Vorbeuge eignet sich ebenfalls zum Training. Stelle die Beine hüftbreit auf und bringe die Hände zum Boden. Achte auf einen langen, geraden Rücken und versuche die Stück für Stück näher an die Beine zu ziehen. Die Knie sind dabei durchgestreckt, die Beine angespannt.
Auch die Grätsche kann dir bei der Beweglichkeit helfen. Setzte dich auf den Po, strecke die Beine links und rechts aus und kippe dein Becken vor. Drehe dich nun zu einem Bein und versuche diese, angespannt 10x vom Boden zu heben. Lege dich anschließend für 20 bis 30 Sekunden auf das Bein – Achtung: Langer Rücken! Dein Kinn zieht zum Knie, nicht deine Stirn.
Körperspannung
Körperspannung wird durch Muskelkraft erzeugt. Je mehr du also an Muskulatur aufbaust, umso besser kannst du deinen Körper anspannen. Für Tiefenspannung im Bauch-Rücken-Bereich können dir Crunches helfen. Lege dich auf den Rücken, stelle die Füße auf und nimm die Hände an die Ohren, auf die Brust oder gestreckt nach vor. Mache den Rücken gerade und heben nun den Oberkörper vom Boden ab. Führe 3x 10 langsame Bewegungen aus.
Auch der Unterarmstütz kann hier helfen. Lege dich auf den Bauch und stelle deine Unterarme vor dir auf – Ellenbogen unter den Schultern. Stelle nun die Füße auf und drücke dich vom Boden nach oben. Kippe dein Becken nach vorne und mache die ganz fest und gerade. Halte diese Spannung für 20 Sekunden und wiederhole auch diese Übung dreimal.
Mehr Übungen findest du auch in meinem Artikel zur Körperspannung.
Übung macht den Meister
Nun kennst du das Rad und weißt, wie du es strukturiert erlernen kannst. Wichtig ist, hier methodisch vorzugehen und die Grundlagen bewusst aufzubauen. So vermeidest du Fehler und sorgst für eine saubere Ausführung.
Welche Elemente soll ich dir noch vorstellen? Schreibe es mir in die Kommentare.
Quelle und Inspiration für den Artikel ist das Buch „Tanzsportspezifische Akrobatik“ von Anja Reps.
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