Burnout als Gardetrainerin

+ 5 vorbeugende Tipps

Burnout als Gardetrainerin

Gardetrainerin: Leidenschaftlich ausgebrannt?

Wenn wir Trainerinnen und Trainer eins haben, dann ist es eine unbändige Leidenschaft für unseren Sport. Diese Leidenschaft gibt uns Antrieb und sorgt dafür, dass wir ganz nebenbei ehrenamtlich einen Teilzeitjob erledigen.

Und das nicht nur zeitlich – vor allem mental sind wir im Ehrenamt mit stetigen Herausforderungen konfrontiert: Unmotivierte Tänzer:innen, ständige Absagen, Eltern die reinreden, Mobbing und Streit in der Gruppe, Konflikte mit dem Vorstand…

Wenn die Gesundheit auf der Strecke bleibt

Das alles gilt es nebenbei, also neben Job, Familie und Haushalt zu koordinieren.

Doch da es unsere Leidenschaft ist, nehmen wird das alles in Kauf. Doch was passiert, wenn der Stress zu viel wird? Wenn unsere Gesundheit leidet? Dann kann das Ehrenamt, ähnlich wie der Job, krank machen.

Wie du (bei dir und anderen) erkennst, ob du auf ein Burnout zusteuerst und wie du deinen Ausfall prophylaktisch verhindern kannst: Das liest du in diesem Beitrag.

Was ist eigentlich ein Burnout?

Den Begriff „Burnout“ hast du sicher schon einmal gehört. Man kennt diesen vor allem aus dem beruflichen Kontext. Plötzlich fällt eine Kollegin oder ein Kollege aus, ist erst einige Tage, dann mehrere Wochen und schlussendlich Monate krank. Eine Horrorvorstellung für viele.

Dabei ist Burnout rein medizinisch keine Krankheit – sondern ein Warnzeichen. Der Begriff beschreibt einen Zustand totaler körperlicher, emotionaler und geistiger Erschöpfung. Dieser geht mit einer deutlich verminderten Leistungsfähigkeit einher.

Werden die Symptome missachtet so kann es schlussendlich zu einer tatsächlichen Krankheit wie beispielweise einer Depression führen.

Soziale Berufe sind besonders gefährdet

1974 hat der Psychoanalytiker Herbert Freudenberger den Begriff des Burnouts in New York erstmals verwendet. Laut seinen Untersuchungen waren besonders Menschen in sozialen Berufen gefährdet.

Also Personen, die sehr motiviert, idealistisch und perfektionistisch in ihrem Tun sind. Insbesondere, wenn sie in ihrer Tätigkeit immer wieder frustriert werden.

Klingt nach einer typischen Gardetrainerin, oder?

Auch die Ansätze anderer Mediziner lassen sich auf unseren „Job“ münzen: Stress am „Arbeitsplatz“, Überforderung oder geringe Wertschätzung. All dass sind Dinge, die wir Trainer:innen ebenfalls in unserem Ehrenamt erfahren. Daher sollten wir besonders aufmerksam mit uns und unserer mentalen Gesundheit umgehen.

Wie äußert sich ein Burnout

Frau liegt im Bett und ist müde

Dauerhafte Müdigkeit und Erschöpfung können Symptome eines Burnouts sein

Es gibt verschiedene Symptome, welche für ein Burnout sprechen. Letztendlich muss dies natürlich ein Arzt oder eine Ärztin bewerten. Dennoch habe ich dir hier einmal die wichtigsten Symptome aufgelistet:

  • Dauerhafte Müdigkeit oder Erschöpfung mit einhergehender Überforderung. Dabei hat man häufig das Gefühl, dass einem „alles zu viel wird“. Das kann dazu führen, dass das Bedürfnis nach Ruhe größer wird.
  • Nimmt man sich dann diese Ruhe, so kann man dennoch nicht mental abschalten. Die Gedanken kreisen und auch das Schlafen fällt schwer.
  • Dadurch verschlechtert sich die eigene Leistung. Die Konzentrationsfähigkeit wird beeinträchtigt und es passieren häufiger Fehler – selbst bei einfachen Tätigkeiten.
  • Das Nervenkostüm wird stark belastet, selbst Kleinigkeiten bringen einen auf die Palme. Man ist nervös und weniger belastbar.
  • Auch das Privatleben leidet darunter, da die Energie für Aktivitäten, Familie und Freunde fehlt.
  • Zusätzlich können auch körperliche Symptome wie Schwindel, Durchfall oder Schmerzen hinzu kommen.

Unterschied zur Depression

Das klingt schon stark nach eine Depression – oder? Tatsächlich lässt es sich rein von den Symptomen nicht vollständig abgrenzen. Allerdings gibt es einen (wenn auch nicht den einzigen) wichtigen Unterschied:

Bei einem Burnout können wir uns von den Belastungen erholen und private Aktivitäten (wieder) genießen. Bei einer depressiven Erschöpfung können wir selbst uns nicht mehr positiv beeinflussen – und ziehen uns sozial immer weiter, selbst von den nächsten Angehörigen, zurück.

Wie gesagt: Eine genau Diagnose kann dabei nur der Facharzt stellen.

Wie kommt es zum Burnout als Gardetrainerin?

Nun hast du schon viel über das Thema und die Auswirkungen erfahren. Jetzt werfen wir einen tieferen Blick hinein in die Ursachen hinter dem Burnout. Dabei stelle ich im Folgenden einen Bezug auf die Faktoren her, die uns als Trainerinnen und Trainer im Ehrenamt begegnen.

Natürlich sind diese einzeln und jeder für sich betrachtet nicht direkt ein Auslöser für ein Burnout. Wie so oft gilt: Die Menge macht das Gift. Je mehr Faktoren zusammenkommen und je länger diese uns betreffen, umso mehr muss man aufpassen und rechtzeitig die Reißlinie ziehen.

Äußere Faktoren

Unter äußeren Faktoren versteht man Dinge, die wir nur bedingt beeinflussen können. Sie prasseln von unserer Außenwelt auf uns ein und wir müssen damit umgehen.

Arbeitsüberlastung

Der Termin des ersten Auftritts rückt immer näher. Der Tanz ist noch nicht fertig, die Kostüme sitzen noch nicht und überhaupt ist kein richtiges Training möglich, weil ständig jemand fehlt.

Ein hoher Zeit- und Termindruck kann zu einer Überlastung führen. Das merken wir besonders, nachdem die Sommerferien vorüber sind und die Zeit bis zum ersten Auftritt enger wird.

Wenn man merkt: Das kann zeitlich niemals klappen – dann ist es schon zu spät. Besser: Am Jahresanfang hinsetzen und einen realistischen Plan mit ausreichend Zeitpuffer ausarbeiten.

Angst vor Kritik

Die Angst, von anderen Trainer:innen, Garden oder auch Eltern und Vereinsmitgliedern kritisiert zu werden, steckt in jedem von uns. Ein negatives Feedback für alle die Zeit, Mühe und das Engagement zu erhalten ist einfach frustrierend.

Vor allem, weil man für einige Dinge – zum Beispiel unmotivierte Tänzer:innen, ständige Absagen – gar nichts kann. Da kann man noch so viel Liebe und Leidenschaft reinstecken.

Kritikfähigkeit ist daher eine wichtige Eigenschaft, um einer zu hohen mentalen Belastung durch diese Angst Herr zu werden. Wer Kritikfähig ist, kann besser differenzieren ob es sich um berechtigte Kritik handelt, die einen weiterbringt – oder ob die Kritik nicht relevant weil unberechtigt ist.

Druck aus Social Media

Trainerin hält Handy mit Instagram in der Hand

Social Media sorgt dafür, dass man sich ständig mit anderen Vergleicht. Das führt zu einer mentalen Belastung.

Social Media ist eine tolle Inspirationsquelle für uns. Wir finden dort Schritte, spannende Positionswechsel und neue Schwierigkeiten für unsere Mariechen. Doch bei all den Vorteilen tragen die sozialen Medien auch zu einer weiteren Belastung bei.

„Wie, die haben schon wieder mit dem Training begonnen? Was, die sind schon auf dem dritten Trainingslager in diesem Jahr? Ohje, deren Kostüme sind schon fertig? Oh gott, der Tanz von denen sieht ja schon perfekt aus…“

Kennst du? Kennen wir alle. Leider führt Social Media zu einem unverhältnismäßig hohen Vergleichen untereinander. Um da einen kühlen Kopf zu bewahren hilft nur: Abschalten und sich auf seine eigene Planung und Fähigkeiten verlassen.

Konflikte und geringe Wertschätzung

Unser Sport ist für uns das wichtigste auf der Welt. Für uns. Nicht zwingend für die anderen. Nicht für den Vorstand, nicht für die Eltern. Wahrscheinlich nicht mal für die meisten deiner Tänzer:innen.

Neben einer geringen Wertschätzung kann dies auch zu Konflikten führen. Mit dem Vorstand muss man vielleicht um Geld für neue Gardestiefel feilschen. Mit den Eltern um die Art und Weise, wie man das Training führt. Und mit den Mädels und Jungs um das Engagement und die Anwesenheit.

All das geht stark auf die Nerven. Du planst ein Training, bereitest extra eine Stunde lang alles ordentlich vor – und dann sagen 5 Leute ab. Oder es sagen genau die ab, die es nötig haben…

Diese Konflikte frustrieren. Kommen sie auf Dauer vor, wird es zu Belastung für unsere Gesundheit. Um hier entgegen zu wirken helfen nur klärende Gespräche – regelmäßig und immer wieder. Auch das kostet Kraft, wird dir aber langfristig mental helfen.

Persönliche Faktoren

Kommen wir von den äußeren zu den inneren bzw. persönlichen Faktoren. Diese kommen aus uns selbst, aus unserem Charakter und unserer Erziehung. In dem Sinne können wir sie eher beeinflussen, als äußere Faktoren. Allerdings ist das nicht gerade einfach und erfordert eine besondere Achtsamkeit auf uns selbst.

Perfektionismus

Die Achillesferse von uns Trainer:innen. Wir wollen, dass der Tanz einfach der Hammer wird. Das jeder Fuß, jeder Arm, jeder Kopf sitzt.

Ganz ehrlich: Weder der Vorstand, noch die Eltern, noch die Zuschauer würden es wahrscheinlich bemerken, wenn nur 70% des Tanzes perfekt sind. Doch wir wollen 120%.

Damit erhöhen wir den Druck auf uns selbst und unsere Tänzer:innen, vor allem wenn die Ziele zu hoch gesteckt sind. Damit schaffen wir uns unsere eigene negative Stimmung. Wir machen uns selbst das Leben schwer.

Was hilft? Die eigenen Ansprüche senken. Auch mal Dinge die nicht funktionieren aus dem Tanz nehmen. Sich mit 80% zufrieden geben. Und sich daran erinnern: Es ist immer noch nur ein Hobby.

Ja, das ist schwierig. Ich weiß.

Bedürfnis nach Anerkennung

Trainerin mit Blumen und Sekt

“Sag mir, dass ich gut bin” – das Bedürfnis nach Anerkennung ist bei uns Trainern stark ausgeprägt.

„Und, wie fandest du den Tanz?“. Jede Generalprobe nachdem meine Mädels von der Bühne gekommen sind, stelle ich diese Frage. Unserer Sitzungspräsidentin, meiner alten Trainerin, meiner Mutter.

Was ich damit will? Anerkennung. Ich will hören, das der Tanz gut war. Das wir was tolles auf die Bühne gebrach haben. Ich will, dass meine Leistung gesehen, geschätzt – eben anerkannt wird.

Es wird selten vorkommen, dass nach dem Tanz jemand (seien es Eltern, Vorstand oder Zuschauer) auf dich als Trainer:in zukommt und sagt: „Toll gemacht. Das war wirklich klasse.“ Zudem ist es für mich auch noch wichtig, wer das sagt. Hat die Person wirklich Ahnung vom Tanzen oder nicht?

Bleibt die Anerkennung komplett aus, kann das sehr frustrierend sein. Mit dem gezielten Nachfragen bei den richten Personen bekomme ich diesen Anerkennung. Das birgt aber auch die Gefahr, Kritik zu ernten. Das muss einem bei der Methode bewusst sein.

Nicht Nein-Sagen können

Hier noch kurz das Kostüm abholen, da ein Training übernehmen obwohl du eigentlich Urlaub hast und da nochmal eine Sondereinheit für ein Mädchen einlegen, das länger nicht da war. Sagst du zu allem Ja, obwohl du eigentlich gar keine Zeit (und Lust) dazu hast?

Kenne ich. Besonders im Ehrenamt hat man dies häufig. Es macht ja sonst keiner, es muss ja getan werden. Es macht ja Spaß.

Damit beutest du dich selbst aus. Und deine Energie. Und wenn du irgendwann keine Energie mehr hast, hat der Verein ein viel größeres Problem.

Da hilft nur eins: Bewusst nein sagen, Verantwortung abgeben, Unterstützung ins Team holen.

Selbstzweifel und Selbstkritik

„It‘s me, hi. I’m the problem, it’s me“ – so singt Taylor Swift in einem ihrer Songs. Genau das kann ich auch zum Thema Selbstzweifel und Selbstkritik sagen. Darin bin ich Meisterin.

Je näher die Auftritte rücken umso mehr nagt es an mir. Habe ich wirklich alles gegeben? Ist das wirklich gut, was ich mir da ausgedacht habe? Was mache ich hier überhaupt? Was werden die anderen sagen?

Wir selbst sind unsere größten Kritiker. Was dagegen hilft? Erfahrungen sammeln, sich mit anderen Austauschen. Sehen, dass man nicht allein ist. Und wie schon beim Punkt Perfektionismus: Das ganz nicht so ernst nehmen. Es ist und bleibt ein Hobby.

Dem Burnout vorbeugen

Jetzt hast du schon viel dazu gelesen, was in Summe zu einem Burnout führen kann und auch, wie man die Probleme und Herausforderungen angehen kann. Zum Abschluss möchte ich dir noch fünf Tipps mitgeben, was du schon heute tun kannst, um ein Ausbrennen zu vermeiden:

  1. Teile die Verantwortung auf. Finde Co-Trainer:innen und hol Betreuer mit ins Boot, die sich um Organisatorische Themen kümmern. Wenn du selbst niemand findest: Sprich mit deinem Vorstand, hol dir von dort Hilfe bei der Suche. Es ist auch in seinem Interesse, dass du gesund bleibst.
  2. Nimm dir Pausen. Mach auch du mal komplett frei von der Garde nach der Saison. Nimm dir Urlaub und deaktiviere für diese Zeit alle Gruppen und Nachrichten.
  3. Blocke dir Zeiten für To Dos rund um die Garde. Wenn dich etwas beschäftigt, plane dafür ein Zeitfenster ein, wann du das Thema bearbeitest. Dann ist es erstmal raus aus dem Kopf.
  4. Lege klare Kommunikationsregeln fest. Schau zum Beispiel nach dem Training Abends um 22 Uhr nicht mehr, ob noch was bei WhatsApp reingekommen ist. Oder kommunizieren, wenn du Urlaub hast und du nicht ansprechbar bist für Gardethemen.
  5. Schlaf ausreichend und ernähre dich gesund. Das ist die Basis für deine körperliche und mentale Unversehrtheit.

Und vor allem – auch wenn es schwer fällt: Nimm dein Hobby nicht zu ernst.

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