Zu alt zum Tanzen?! – Ich? Niemals!
Von Sabrina Pachl
„Was? In deinem Alter tanzt du noch? Denkst du nicht, du bist zu alt?“ Vielleicht hast du diesen oder ähnliche Sätze auch schon gehört. Aber gibt es das? Zu alt zum Tanzen? Und wenn ja, wann soll dieses „zu alt“ überhaupt sein? Und was kommt danach? Inaktives Mitglied im Verein? Ganz klare Antwort: NEIN! Niemals!
Wenn aus Senioren tatsächlich Senioren werden…
Sicherlich kennst du besonders aus dem Breitensport und den Karnevalssitzungen verschiedene Tanzgruppen, die ganz unterschiedliche Altersgruppen ansprechen. Nachdem man die Kinder- und Jugendgruppen durchlaufen hat, steht man am Ende der Seniorengruppe (Großen Garde) vor der Überlegung, wie es denn nun weitergeht? Soll man aufhören zu tanzen?
Jedes Jahr rutschen jüngere Tänzer:innen nach und irgendwann ist der Punkt gekommen, an dem man sich fragt, wie es weitergeht. Tanze ich noch ein Jahr weiter oder suche ich mir eine andere Aufgabe im Verein?
Der Gardetanz – eine Disziplin für sich
Tanzen ist nicht gleich tanzen. Man kann nicht generell sagen, dass man zu alt zum Tanzen ist. Es hängt ganz besonders davon ab, was man tanzt und welche Ansprüche man an sich selbst hat bzw. welchen Ansprüchen man gerecht werden muss.
Im Gardetanz generell ist natürlich zu bedenken, dass den Tänzer:innen ein hohes Maß an körperlicher Fitness und akrobatischer Leistung abverlangt wird. Mit steigendem Alter wird jeder merken, dass es ihm/ihr immer schwieriger fallen wird, diese Leistung zu bringen. Als Teil einer Gruppe sollte man darauf achten, ehrlich zu sich selbst zu sein, seine Leistungen regelmäßig neutral zu beurteilen und zu überlegen, ob man auf dem Gruppeniveau noch mithalten kann.
Im Solotanz fällt dieser Aspekt natürlich weg. Hier ist man nur sich selbst Rechenschaft schuldig. Man sollte auch hier immer wieder auf Videos nachschauen, ob man sich selbst noch als Solomariechen sieht. Oftmals wird der Platz des Solomariechen nur einmal im Verein vergeben, sodass es auch eine Überlegung wert ist, Platz für den jüngeren Nachwuchs zu machen. Nicht zu vernachlässigen ist natürlich auch, dass das Solomariechen in der Regel „dat schönste und leevste“ ist, dass der Verein zu bieten hat. Irgendwann ist es auch hier Zeit ehrlich zu selbst zu sein.
Showtanz – nicht jede Rolle ist gleich
Im Showtanz sind die Ansprüche an die Tänzer:innen weitaus unterschiedlicher. Hier gibt es sowohl Bedarf an Tänzer:innen, die auf ihrem höchsten Leistungsniveau tanzen, als auch für Tänzer:innen, die eher aus Freude tanzen oder nicht mehr so leistungsfähig sind: Heber und Hebemädchen (-jungen); Tänzer, die die Masse darstellen und darstellende Einzelrollen.
Im Showtanz gibt es das Phänomen des/der älternden Tänzer:in häufiger, da hier für jeden ein Platz gefunden werden kann. Im Gegensatz zur homogenen Gardetanzgruppe ist eine Showtanzdarbietung kreativ weitaus differenzierbarer und damit wesentlich unterschiedlichere Tanzniveaus einsetzbar.
Wirkt sich das Alter auf den Turniertanz aus?
Auch hier muss natürlich wieder in den unterschiedlichen Tanzarten unterschieden werden. Allerdings liegt die Entscheidung weiterhin Teil des Teams zu sein, nicht immer bei den Tänzer:innen selbst. Oftmals treffen hier die Trainer:innen die finale Entscheidung eine:n Tänzer:in im Team aufzustellen oder ihm/ihr nahe zu legen, in Zukunft eine andere Position im Team bzw. im Umfeld des Teams zu begleiten.
Beim Turniertanz geht es um reine Fakten und Punkte. Hier wird auch bewertet, ob eine Gruppe homogen erscheint und ein positiver Eindruck hinterlassen wird. Gehen wir nun davon aus, dass ein:e Tänzer:in z.B. wegen ihres Alters optisch besonders auffällt oder eventuell besonders anspruchsvolle Elemente nicht mehr so leichtfüßig wie ihre Mittänzer:innen vertanzen kann, so wäre es sehr ärgerlich, wenn der gesamten Gruppe hierdurch Punkte entgehen würden.
Der Turniersport zieht somit selbsterklärend eine indirekte Altersgrenze ein, sobald man sich zu weit vom Altersdurchschnitt entfernt.
Was bringt die Zukunft?
Nicht mehr im Team zu tanzen, bedeutet nicht, nicht mehr zu tanzen. Klingt komisch? Ja, aber auch hier gibt es Lösungen. Wenn ihr selbst merkt, dass ihr scheinbar aus dem Durchschnitt eurer Gruppe rausfallt aber noch immer Spaß am Tanzen habt, sprecht mit eurer/eurem Trainer:in. Oftmals gibt es die Möglichkeit, weiterhin mitzutrainieren, ohne eine feste Position zu haben.
Welche:r Trainer:in freut sich nicht darüber, eine:n Back-up-Tänzer:in zu haben? Ihr trainiert mit, gehört weiterhin zum Team und könnt auf dem Training spielend die Tänzer:innen ersetzen, die gerade fehlen. Davon profitieren alle: Du bleibst im Training, die Gruppe muss seltener auf Lücke tanzen und der/die Trainer:in hat einen besseren Überblick bei den einzelnen Bildern.
Was wäre das Team ohne Trainer und Betreuer?
Du hast jahrelang getanzt? Dann weißt du genau, wie sich Tänzer:innen auf dem Training, kurz vor einem Auftritt oder auch danach fühlen. Perfekt! Betreuer wie dich, kann jede Gruppe besonders gut gebrauchen. Nahezu jeder Verein hat einen Mangel an ehrenamtlichen Helfern.
Betreuer und Trainer werden händeringend gesucht. Du kannst mit deiner Erfahrung jedes Team bereichern und bereits vorhandene Trainerteams unterstützen. So bleibst du Teil des Vereins, kannst mittrainieren, wenn du möchtest, hast jedoch nicht mehr den Druck Leistung erbringen zu müssen.
BDK, RKK – Alle suchen eins mit Nachdruck: Wertungsrichter!
Du hast keine Lust mehr auf das wöchentliche Training? Aufwärmen, Krafteinheiten, Dehnen kannst du nicht mehr sehen und hören? Die Freude am Tanz ist dir jedoch nicht vergangen? Die meisten Verbände suchen regelmäßig nach Wertungsrichtern.
Hier hast du die Möglichkeit zuerst zu hospitieren und dir die Turniere einmal von der anderen Seite anzusehen. Wenn es dir gefällt, durchläufst du eine Ausbildung zum Wertungsrichter, die du mit einer Abschlussprüfung abschließt. Anschließend hast du genug Zeit, um Erfahrung zu sammeln, bevor du dann selbstständig deinem Hobby weiterhin frönen kannst und dir die vielen Tänze der Turnierteilnehmen anschauen und bewerten darfst.
Eine Alternative für alle, die dem karnevalistischen Tanzsport treu bleiben möchten, den sportlichen Anforderungen jedoch nicht mehr gerecht werden (möchten).
Zu alt zum Tanzen!
Wenn du für dich selbst nun zu dem Entschluss gekommen bist, in der nächsten Session nicht mehr mittanzen zu wollen oder zu können, so muss weder dein Weg im Verein noch im karnevalistischen Tanzsport enden. Zuerst musst du dir selbst jedoch diese drei Fragen beantworten:
- Möchte/Kann ich in diesem Genre weiterhin sportlich aktiv bleiben?
- Möchte ich meinem Verein erhalten bleiben?
- Möchte ich mich weiterbilden?
Du möchtest weiterhin sportlich aktiv bleiben? Dann sprich mit deiner/deinem Trainer:in und werde Back-up-Tänzer. Oder suche die eine Showtanzgruppe, die in der Richtung Showdarbietung auftritt. Hier wird es sicherlich einen Platz für dich geben.
Gerne im Verein, aber Sport muss nach all den Jahren nun nicht mehr wöchentlich in der Halle stattfinden? Unterstütze die Trainer- und Betreuerteams deines Vereins. Nachwuchsförderung ist das wohl wichtigste Standbein eines jeden Vereins und hier kann es nie zu viele helfende Hände geben.
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