10 (+3) Tipps für besseres Feedback im Gardetraining
Wie du das volle Potential deiner Tänzer:innen entfaltest
Mit dem richtigen Feedback alles aus dem Gardetanz rausholen
Als Trainerin wünsche ich mir ein konzentriertes Gardetraining, welches in einem perfekten Tanz mündet. Motivierte Tänzerinnen, die mir Zuhören und meine Ideen mit Exaktheit auf die Bühne bringen. Synchronität, Ausstrahlung, Spannung – wäre das nicht schön?
Um zu diesem Punkt zu gelangen liegen viele intensive Trainingseinheiten vor uns. Trainingseinheiten, in welchen du als Trainerin nicht nur vorne stehst und Schritte zeigst, sondern vor allem auch Rückmeldung an deine Tänzerinnen und Tänzer gibst. Denn regelmäßiges Feedback ist die wichtigste Voraussetzung um zu wachsen.
Doch wie gibt man überhaupt Feedback im Training, sodass es richtig ankommt? Dieser Frage widmen wir uns in diesem Beitrag.
Was ist überhaupt Feedback?
Synonyme für den Begriff Feedback sind Rückkopplung und Reaktion. Es geht also darum, deinen Tänzer:innen eine Rückmeldung zu geben – sie zu beurteilen.
Dabei unterscheidet man verschiedene Arten bzw. Möglichkeiten von Feedback:
Lob bzw. positives Feedback
Bei dieser Art der Rückmeldung drückt man sich in Worten aus. Wenn deine Tänzerinnen im Training besonders aufmerksam und konzentriert mitgemacht haben, kannst du das am Ende des Trainings lobend hervorheben. Oder wenn du bemerkst, dass eine Tänzerin zuhause fleißig trainiert hat und nun weiter im Spagat kommt. Auch dafür kannst du ihr ein positives Feedback geben. Wie genau man das am besten verpackt, erfährst du weiter unten in diesem Artikel in meinen 10 Feedback-Tipps.
Kritik bzw. negatives Feedback
Wenn wir Kritik üben sagen wir einer Person, was uns negativ aufgefallen ist oder was noch nicht gut ist. Kritik ist sehr wichtig für das Wachstum und die Weiterentwicklung unserer Tänzerinnen und Tänzer. Richtig eingesetzt führt Kritik zur Motivation und Verbesserung der eigenen Leistung.
Allerdings ist der Grad zwischen konstruktiver (also motivierender) und destruktiver (demotivierender) Kritik sehr schmal – und gelingt auch mir nicht immer. Sicherlich kennst du die Aussage deiner Trainerin (oder hast sie schon einmal selbst genutzt): „Ihr habt richtig schlecht getanzt“ oder „Das war nix“.
Motivieren dich diese Worte? Sicherlich nicht. Wie man es besser machen kann, liest du im weiteren Verlauf dieses Beitrags.
Belohnung
Neben Worten kannst du auch mit Taten positives Feedback geben. Belohnungen sind ein gern genutztes Mittel um eine positive Veränderung herbeizuführen.
Belohnungen im Gardetraining können zum Beispiel Sticker sein, welche (vor allem Kinder) erhalten, wenn sie etwas besonders gut machen oder ein Ziel erreichen. Oder mal ein Eis im Sommer, nach einer schweißtreibenden Trainingseinheit.
Wichtig ist, dass diese gezielt und nicht zu häufig eingesetzt werden – dann können sie nämlich einen negativen Effekt haben. Erhält man jedes Mal einen Sticker oder eine andere Art der Belohnung für eine alltägliche/normale Leistung, so tut man eine Sache dann nur noch, um ebendiese zu erhalten. Daher sollte man mit Belohnungen nicht zu großzügig umgehen.
Strafen
Das Gegenteil von Belohnungen sind die Strafen – eine Form des negativen Feedbacks. Auch ich habe in meinen frühen Trainerjahren mit Strafen gearbeitet. Wir hatten bei uns eine Strafkasse in welche eingezahlt werden musste z.B. bei Verspätungen, unentschuldigtem Fehlen oder vergessenem Haargummi.
Sinnvoll? Nein. Daher sind wir auch schon seit Jahren von Strafen abgerückt. Vor allem Geldstrafen treffen am Ende eher die Eltern als die Tänzerinnen und Tänzer. Außerdem wirken Strafen demotivierend und tragen nicht langfristig zu einer Verbesserung bei – eher erzeugen sie Frust und ein Gefühl von „das will ich nicht mehr“.
Lob und Kritik – Das Ziel von Feedback
In diesem Beitrag sehen wir uns das mündliche Feedback in Form von Lob und Kritik genauer an. Denn meist reichen diese Arten um die gewünschten Ziele im Gardetraining zu erreichen.
Als feedbackgebende Trainerin wolle wir in der Regel eine Veränderung bzw. Verbesserung herbeiführen. Zum Beispiel mehr Ruhe und Konzentration im Training, eine höhere Anwesenheitsquote oder eine bessere Ausführung des Tanzes.
Doch in erster Linie sollte Feedback demjenigen nützen, der das Feedback empfängt. Wir sollten also nicht nur unsere eigenen Ziele verfolgen sondern vor allem auch schauen, was unsere Tänzerinnen und Tänzer davon haben. Zum Glück deckt sich dies in den meisten Fällen.
Ein ruhiges und konzentriertes Training führt zum Beispiel dazu, dass ich als Tänzer die Schritte besser verstehe, schneller lerne und so motivierter bin. Eine hohe Anwesenheitsquote hat für mich als Tänzerin den Vorteil, dass ich mich besser auf meiner Position orientieren kann und an Sicherheit gewinne.
Die Ziele von Feedback sind also:
- Eine Leistungssteigerung – auf beiden Seiten (auch wir als Trainer können uns verbessern)
- Persönliche und sportliche Weiterentwicklung
- Fehler erkennen und ändern
- Motivation
Dazu ist ein ausgewogenes Verhältnis von Lob und Kritik nötig. Genauer gesagt sollte das Verhältnis 51:49 für lobendes Feedback sein. Häufig sehen wir als Trainer nur die Fehler und üben negative Kritik, versuch beim nächsten Training doch auch einmal bewusst auf die positiven Dinge zu achten.
Voraussetzungen für effektives Feedback im Gardetraining
Eine Feedbackkultur im Gardetraining etabliert sich nicht von heute auf morgen. Hier müsst ihr geduldig sein und vor allem viel Kommunizieren.
Um das Thema überhaupt anzugehen ist es wichtig, einmal mit euren Tänzerinnen und Tänzern zu besprechen, warum Feedback hilfreich und erwünscht ist. Außerdem müsst ihr klare Regeln aufstellen, wie und wann Feedback zu geben ist. Weiter unten findet ihr dazu meine 10 Tipps für gutes Feedback. Daran könnt ihr euch orientieren.
Feedback sollte immer beidseitig erfolgen. Seid also auch als Trainer:in offen für die Rückmeldungen eurer Aktiven. Beachtet beim Feedback-Geben auch äußere Umstände. Was meine ich damit?
Stellt euch vor, ihr habt eine Tänzerin die regelmäßig schon seit längerer Zeit fehlt. Bevor ihr jetzt direkt mit der Kritik an sie heran tretet, fragt doch erst einmal nach, ob es dafür bestimmte Gründe gibt. Danach könnt ihr euch immer noch eine Meinung bilden und euer Feedback formulieren.
Der richtige Feedback-Zeitpunkt
Es gibt kein Gardetraining ohne Feedback. Ob bewusst oder unbewusst: Du gibst in jedem Training mehrfach Rückmeldung an deine Tänzer:innen.
Die kleinste Art von Feedback ist ein Kommentar nach dem Tanz, zur Lautstärke im Raum oder zur Ausführung einer Schwierigkeit. Schon bei diesen kleinen Rückmeldungen solltest du als Trainerin die 10 Feedbacktipps beachten und konstruktiv statt destruktiv agieren.
Feedback an und aus der Gruppe
Neben diesem direkten Feedback kann und sollte man auch am Ende der Trainingseinheit ein Feedback geben. Bevor du deine Tänzerinnen und Tänzer also in den „Feierabend“ entlässt, kommt nochmal im Kreis zusammen. Gib ihnen eine Rückmeldung zum Training, hol dir aber auch selbst ein Feedback ein. Stelle dazu offene Fragen z.B. „Was hat euch heute besonders am Gardetraining gefallen?“ oder „Was habt ihr heute gelernt?“ oder „Wir habt ihr das Training heute empfunden?“ – aber zwinge niemanden dazu, ein Feedback zu geben.
Spätestens zum Abschluss der Saison solltest du dir von deinen Aktiven ein konstruktives Feedback einholen. Wir nutzen dazu gerne Feedbackbögen oder zumindest vorgeschriebene Fragen. Du kannst zum Beispiel nach den Highlights fragen oder welche besonderen Erinnerungen sie aus dem Jahr mitnehmen. Was sie gelernt haben und welche Ziele sie erreicht haben. Aber auch, was ihnen nicht so gut gefallen hat oder was sie sich im Training anders wünschen. Das hilft dir bei der Entwicklung als Trainerin.
Persönliches Feedback im 4-Augen-Gespräch
Manchmal ist es sinnvoll, ein persönliches Feedbackgespräch unter 4-Augen zu führen. Vor allem, wenn du negative Dinge an einer Person festgestellt hast, die nicht für aller Ohren bestimmt sind. Dann macht es Sinn, sich zu einem 1:1 Gespräch zusammen zu setzen.
Sollte es die Tänzerische Leistung betreffen so muss es nicht unbedingt ein Gespräch sein. Manche Garden nutzen Trainingstagebücher, um ihre Ziele und Erfolge festzuhalten. In diesen Büchern kann auch Platz für Feedback sein, welches die Trainerin zum Ende der Einheit dort hineinschreibt. Das ist persönlich und kann sehr motivierend sein.
10 Tipps für gutes Feedback im Gardetraining
Doch wie gibt man denn nun ein gutes Feedback? Das verrate ich dir jetzt. Ich habe insgesamt 10 Tipps für dich gesammelt, welche dir dabei helfen werden ein besseres und motivierenderes Feedback zu geben.
1. Ich-Perspektive
Ein gutes Feedback sollte immer aus der „Ich-Perspektive“ formuliert werden. „Ich habe wahrgenommen, dass…“ oder „Mir ist aufgefallen, dass…“ sind gute Ansätze. Vermeide eine „Du musst…“oder „Ihr seid…“-Ansprache.
Am besten stellst du zuerst dar, was dir aufgefallen ist. Anschließend erklärst du, warum du das gut oder schlecht findest. Zum Schluss äußerst du deinen Wunsch an die Tänzer:in. Das ist eine Methode der sogenannten Gewaltfreien Kommunikation.
2. Klar und Deutlich
Rede nicht um den heißen Brei herum. Achtung: Das bedeutet nicht, dass du verletzend sein solltest. Aber es ist wichtig, dass deine Tänzer:innen genau verstehen, was du meinst. Sei konkret und deutlich in deinen Aussagen.
3. Individuell und Persönlich
„Ihr habt richtig schlecht getanzt“ – das ist ein Feedback im Gardetraining, welches niemandem etwas bringt. Mach es individueller und persönlicher: „Mir ist aufgefallen, dass bei euch die Spannung fehlt. Mit Spannung sieht der Tanz gleich viel synchroner aus. Bitte spannt euch beim nächsten Durchgang richtig an – ihr könnt das“ oder auch „Luisa, ich habe gesehen dass du deinen rechten statt deinen linken Arm drehst. Bitte übe den Schritt noch einmal, damit es im Tanzt stimmig aussieht“.
Um ein individuelles Feedback zu einem Tanz geben zu können kann es helfen, wenn ihr mitschreibt. Nehmt euch also beim Tanzen Zettel und Stift (oder mein Kritzelheft) zur Hand und macht euch Notizen.
4. Ehrlichkeit und Authentisch
Deine Rückmeldung sollte immer ehrlich sein. Wenn es dich stört, dass eine Tänzerin ständig am quatschen ist, dann sag es ihr ehrlich und authentisch – unter Beachtung der Ich-Perspektive und bestenfalls nicht lautstark vor der gesamten Gruppe.
Spiele von Anfang an mit offenen Karten. Wenn jemand mit der aktuellen Leistung keine Chancen hat, in die Turnieraufstellung zu kommen ist es nur fair, dies auch so zurück zu melden. Aber auch, Perspektiven aufzuzeigen (siehe Punkt 6).
5. Nachvollziehbar – Erkläre das Warum
„Ihr seid zu laut, bitte seid leiser“ – bei diesem Feedback gibt es noch etwas Verbesserungspotential. Neben der falschen Perspektive (Ihr- statt Ich) ist für die Tänzer:innen an diesem Feedback auch das „Warum“ nicht greifbar. Warum sollen sie leiser sein?
So banal es klingt – aber versuche immer auch den Grund zu nennen. Dieses Feedback könnte zum Beispiel so formuliert werden: „Ich empfinde das Training heute als sehr laut und unruhig. Ich habe viel mit euch vor, wir wollen noch mindestens 3 neue Schritte lernen. Dazu ist es wichtig, dass ihr konzentriert mitmachen. Daher bitte ich euch, leise zu sein.“
In diesem Beispiel sendest du eine Ich-Botschaft und erklärst nachvollziehbar, WARUM du die Kritik äußerst und WAS sich ändern soll.
6. Perspektiven aufzeigen
Erinnerst du dich noch an die Ziele von Feedback? Ein gutes Feedback soll motivieren und zur Leistungssteigerung führen. Dazu ist es aber auch wichtig, deinen Tänzerinnen und Tänzern zu sagen, WIE genau sie sich verbessern können.
Wenn dir also auffällt, dass die Schritte an sich klappen aber die Spannung fehlt – dann ist das dein Ansatzpunkt. Vielleicht musst du nochmal erklären, was Spannung genau ist. Oder deinen Tänzer:innen Übungen an die Hand geben, um diese aufzubauen.
Es geht also darum dass deine Aktiven konkreten verstehen, wie sie das Feedback umsetzen können.
7. Zeitnah
Dir fällt schon seit Monaten auf, dass deine Tänzerin das Aufwärmen schleifen lässt und nicht so ernst nimmt? Sprich es an. Besser gestern als heute. Für ein gutes Feedback ist es wichtig, dass der Zusammenhang klar ist. Wenn dir also irgendetwas auffällt, dann geh kurzfristig in das Feedbackgespräch.
8. Regelmäßig
Einmal ist keinmal – das gilt auch beim Feedback. Wir trainieren fast das gesamte Jahr über zusammen. Erst am Ende des Jahres eine Rückmeldung zu geben wäre da fatal. Versuch also regelmäßig deinen Tänzer:innen ein Feedback zu geben – am besten persönlich aber mindestens in der Gruppe.
Eine Feedbackrunde lässt sich easy am Ende jedes Trainings abhalten. Und wenn es nicht jedes Gardetraining ist, dann jedes zweite Training. So entsteht ein Gewöhnungseffekt und ihr könnt besser voneinander lernen.
Lass dich nicht entmutigen, falls bei den Feedbackrunden zum Start keiner was sagt. Je öfter du es machst, umso mehr werden sich Beteiligen und sich trauen, etwas zu sagen.
9. Nutze die richtige Sprache
Wusstest du, dass wir unterschiedlich auf verschiedene Reize reagieren? Manche Menschen lernen gut, wenn sie Dinge hören (Auditiv), andere Menschen müssen Dinge sehen um sie zu verstehen (Visuell). Und wiederum andere brauchen haptische Reize wie Berührungen, um etwas wirklich zu begreifen (Kinestätisch).
Wenn du dich also fragst, warum deine Tänzerin immer noch den rechten statt den linken Arm nimmt, obwohl du es ihr schon 10x gesagt hast, kann es an der falschen Sprache liegen. Vielleicht muss sie sehen, wie du es tanzt. Oder du musst ihren Arm nehmen und einmal korrekt führen.
Das ist übrigens auch bei Spannung ein Thema. Ein einfaches „Spannt euch mehr an!“ kann bei manchen wirken – andere brauchen einen visuellen Reiz. Da zeigst du am besten vor, wie der Schritt gespannt und nicht gespannt aussieht. Und für die haptischen Typen lass einmal einen gespannten und einen entspannten Muskel fühlen – bei dir und bei sich selbst.
10. Nimm Rückmeldung an
Am Ende ist dein Feedback auch nur eine Meinung, eine Sicht auf die Dinge. Wenn es zu einer Rückmeldung kommt dann nimm dieses an, reflektiere und sortiere deine Gedanken neu. Vielleicht hast du die Dinge falsch gesehen – vielleicht auch nicht.
Wichtig ist, dass du ebenfalls offen bist für ein Feedback.
Wie man Feedback empfängt – 3 Tipps
Nun hast du ganz viel über Feedback geben gelernt. Doch wie empfängt man eigentlich Feedback. Hier habe ich dir ebenfalls drei Tipps mitgebracht:
- Lassen den Feedbackgeber ausreden. Steige nicht direkt ein und wirf mit Rechtfertigungen um dich. Nimm das Feedback vielmehr an und reflektiere es in Ruhe für dich.
- Stelle Rückfragen, wenn du etwas nicht genau verstanden hast. Das hilft auch dem Feedbackgeber, in seinen Aussagen konkreter zu werden.
- Fasse das erhaltene Feedback am Ende zusammen. So könnt ihr abgleichen, ob es richtig verstanden wurde.
Wann entwickelst du eine Feedbackkultur im Gardetraining?
Erst einmal Wahnsinn, dass du dich durch den kompletten Artikel gelesen hast. Ich hoffe sehr, dass meine Tipps dir im Training weiterhelfen.
Bitte sei geduldig mit dir und deinen Tänzerinnen und Tänzern. Die Etablierung einer Feedbackkultur geht nicht von heute auf morgen. Dafür braucht es Zeit. Ihr werdet auch Fehler machen, aber ihr werdet aus den Fehlern lernen. Übung macht den Meister – das gilt sowohl für den Gardetanz als auch beim Thema Feedback.
Wenn dir der Artikel gefallen hat würde ich mich freuen, wenn du ihn mit anderen Trainer:innen oder Tänzer:innen teilst. Und natürlich bin ich gespannt auf dein Feedback zu diesem Beitrag 😉 Hinterlass mir gerne einen Kommentar dazu.
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