Keine Lust mehr auf die Garde: Was nun?

Keine Lust mehr auf die Garde

von Sabrina Pachl

„Oh! Schon wieder Montag! Heute Abend ist Training. Na ja, vielleicht fällt es ja noch aus. Oder sollte ich absagen? Ach, schauen wir einfach mal, wie der Tag so verläuft.“ Diese Gedanken hat sicherlich jede:r Tänzer:in schon einmal gehabt. Aber was, wenn es keine Ausnahme ist und sich diese Gedanken immer wiederholen – oder gar die einzigen Gedanken sind, die ein:e Tänzer:in mit dem Training verbindet? Gardetanz ist unser Hobby, ob als Trainer:in oder Tänzer:in. Aber was, wenn wir die Lust daran verlieren? Wie gehen wir damit richtig um? Und muss die Entscheidung immer endgültig sein?

Eigentlich tanze ich doch gerne – zumindest dachte ich das immer

Du tanzt seit Jahren in der Garde aber in der letzten Zeit lässt deine Lust und Motivation fürs Training nach? Du hast den Gardetanz immer geliebt aber im Moment ist deine Energie fürs Training vollkommen verflogen? Dann solltest du zeitig handeln.

Woran merke ich, dass ich keine Lust mehr habe?

Zuerst einmal solltest du nicht beunruhigt sein, wenn du ausnahmsweise keine Lust aufs Training hast. So ging es sicher jedem schon einmal. Eine Geburtstagsfeier, das Freibad, die Freunde oder vielleicht auch einfach nur dein Sofa mit deiner Lieblingsserie sind heute einfach zu verlockend, um zum Training zu gehen? Das bedeutet nicht, dass du sofort aufhören musst zu tanzen. Hellhörig solltest du werden, wenn du auch nach einem Durchhänger die Lust aufs Training nicht mehr wiederfindest, wenn du selbst während des Trainings deine Motivation nicht spürst und auch keinen Ansporn darauf verspürst dich zu verbessern.

Suche dir Vertraute, mit denen du über deine Gefühle sprechen kannst. Vielleicht hat ein:e Mittänzer:in auch eine solche Phase durchlebt. Oder deine beste Freundin, die dieses Problem in einer anderen Sportart erfahren hat? Deine Eltern, die sicherlich auch schon Ups und Downs bei ihren Hobbys erfahren haben. Oder am besten: Sprich mit deiner/deinem Trainer:in. Er/Sie kennt dich, kennt deine Leistung im Training. Frag einfach nach ein paar Minuten oder ruf sie/ihn ganz unverbindlich an. Manchmal stellt sich in einem solchen Gespräch sogar heraus, was dich in die Unlust getrieben hat.

Wirklich keine Lust mehr – oder ist es etwas anderes?

Wirklich keine Lust mehr auf die Garde

Manchmal erfordern Schule, Uni oder der Job viel Aufmerksamkeit – und die Energie für die Garde fehlt.

Wenn du nun festgestellt hast, dass dieser Durchhänger keine kurze Phase ist, sondern voraussichtlich dauerhaft anhält, dann solltest du dir überlegen, ob es Dinge gibt, durch deren Änderung deine Lust zurückkommt. Diese Änderungen können in deinem Privatleben oder auf dem Training sein.

Die Schule, das Studium, deine Ausbildung oder dein Job fordern dich derzeit besonders? Vielleicht schreibst du gerade viele Klausuren oder musst viel lernen. Dann ist es vollkommen natürlich, dass dein Körper versucht sich darauf zu konzentrieren. Mit der Unlust möchte er dir einfach mitteilen, dass er an seine Grenzen kommt. Sprich mit deiner Gruppe. Vielleicht musst du gar nicht sofort aufhören, sondern du kannst dir einfach eine kleine Auszeit nehmen. Deine Klausurenphase dauert eventuell nur zwei Wochen an. Wenn du versprichst, danach die Schritte nachzulernen, ist es sicherlich allen lieber als dich als Tänzer:in zu verlieren.

Das Problem liegt im Training? Sprich es in der Gruppe an. Es ist immer schade, wenn du wegen etwas, das man hätte ändern können, die Lust am Training verlierst. Vielleicht geht es anderen deiner Mittänzer: innen ähnlich und sie stecken in einem ähnlichen Dilemma wie du. So hilfst du nicht nur dir, sondern auch den anderen.

Ich bin doch Teil einer Choreo – lasse ich dann nicht alle hängen?

Du machst dir Gedanken darüber, wie es mit deiner Gruppe nach deinem Ausstieg weitergeht? Sind es noch genügend Tänzer:innen, sodass der Tanz wirkt? Du bist dir deiner Verantwortung im Klaren und möchtest niemanden im Stich lassen, aber kannst dich einfach nicht mehr motivieren zu trainieren? Hier solltest du besonders den Zeitpunkt deines Ausstieges kritisch betrachten.

Solange euer Tanz noch in den Kinderfüßen steckt und die Trainingssaison gerade erst begonnen hat, stellt dein Ausstieg für den Auftritt sicherlich kein Problem dar. Sind es hingegen nur noch wenige Wochen bis zum Auftritt, solltest du dir der Tragweite deiner Handlung bewusst sein und dir noch einmal überlegen, ob es dir nicht doch noch möglich ist die Saison zu Ende zu bringen. Sicherlich hast du diese Situation auch schon auf der anderen Seite erlebt.

Manchmal ist es auch möglich deine Rolle in dem Tanz zu minimieren. Vielleicht kannst du nur einzelne Passagen mittanzen oder beim Showtanz kurzfristig eine kleine Rolle übernehmen. Auf diese Art und Weise kannst du für dich austesten, ob du mit etwas weniger Druck doch wieder Gefallen am Tanzen findest und du gibst der ganzen Gruppe die Möglichkeit, den Tanz wie geplant aufzuführen. Kleine Änderungen auch in den letzten Wochen vor einem Auftritt ist doch niemandem fremd.

Wie sage ich es meiner/meinem Trainer:in – und meiner Tanzgruppe

Tänzerin mit Smartphone

Sprich mit deiner Trainerin über deine Gedanken, statt nur eine WhatsApp zu senden. Sie wird dich verstehen.

Viele Tänzer:innen scheuen sich vor dem Gespräch mit der/dem Trainer:in. Das solltest du nicht! Vorweg erst einmal: Dein:e Trainer:in wird dich verstehen! Vielleicht findet er/sie auch eine Lösung, an die du nicht gedacht hast. Er/Sie sieht es neutraler und kann dir daher objektive Ratschläge geben.

Du solltest beachten, dass einer der wichtigsten Punkte in deiner Überlegung rund um den Ausstieg ist, deine:n Trainer:in einzuweihen. Neben den Tipps, die er/sie für dich hat, hat dein:e Trainer:in somit auch die Chance sich frühzeitig auf einen potenziell anstehenden Ausstieg vorzubereiten. Du gibst ihm/ihr die Möglichkeit sich alternative Positionen oder auch Hebungen einfallen zu lassen.

Bleibt zuletzt noch das Gespräch mit deiner Tanzgruppe. Leider kann ich dir hier keine Hoffnung machen, dass es zu einem fröhlichen Abend wird. Der Ausstieg eines/einer Tänzers/Tänzerin ist immer etwas trauriges –  und so sollte es auch sein. Schließlich verliert die Gruppe mit dir ein Mitglied. Nichtsdestotrotz kannst du versuchen ihnen deine Gefühle offen zu erklären. Das hilft ihnen vielleicht, dich zu verstehen. Erkläre ihnen einfach, was dich zu diesem Schritt bewegt hat. Nimm deine:n Trainer:in mit ins Boot, er/sie kann dich unterstützen und dir das ein oder andere Wort abnehmen. Dafür ist er/sie da!

Er/Sie tanzt doch so gerne – zumindest dachte ich das immer

Sprich mit Tänzern, die keine Lust mehr auf die Garde haben

Ein Tänzer fehlt häufiger wie sonst oder ist nicht motiviert? Sprich mit ihm oder ihr und biete deine Hilfe an.

Als Trainer:in merkst du schnell, wenn eine:r deine:r Tänzer:innen nicht die gewohnte Leistung bringt oder häufiger fehlt als zuvor. Du fragst dich, ob sie vielleicht private Probleme hat oder sie sich auf dem Training oder in der Gruppe unwohl fühlt. Wenn du merkst, dass diese Situation länger anhält, als du es von ihr/ihm erwartet hättest, solltest du als Trainer:in das Gespräch suchen. Auf diese Weise signalisierst du ihr/ihm, dass er/sie nicht alleinsteht. Oftmals kannst du ihm/ihr somit eine große Last nehmen. Sollte sie bei eurem Gespräch nun herausstellen, dass er/sie die Tanzgruppe verlassen möchte, ist es wichtig, dass du als Trainer auf die Situation vorbereitet bist und richtig reagierst.

Der Entschluss steht – Wie gehe ich damit um?

Dein:e Tänzer:in teilt dir nun also mit, dass er/sie nicht mehr weitertanzen möchte. Natürlich kannst du ihn/sie nicht dazu zwingen weiter zu tanzen aber das bedeutet nicht sofort, dass du keine Möglichkeiten hast die Situation zu retten. Wichtig ist zuallererst einmal, dass du dir Zeit nimmst und mit ihm/ihr in aller Ruhe besprichst, was ihn/sie zu diesem Entschluss bewegt hat.

Vielleicht kannst du als Trainer:in etwas ändern, sodass der Entschluss nicht endgültig ist. Vielleicht merkst du auch, dass er/sie mit dieser Entscheidung nicht glücklich ist aber keinen anderen Ausweg findet. Hier kannst du helfen und ansetzen. Überlegt gemeinsam, wie ihr das Problem lösen könnt. Natürlich musst du als Trainer:in entscheiden, ob es sich lohnt zu kämpfen. In manchen Gesprächen wirst du merken, dass die Entscheidung bereits so festgefahren ist, dass es nicht mehr nützt. In diesen Fällen ist es wichtig, dass du den/die Tänzer:in dabei unterstützt einen sauberen Ausstieg aus der Gruppe zu finden. Vielleicht kommt er/sie irgendwann einmal zurück.

Es gibt immer eine Option! Nur welche?

Es gibt immer eine Lösung

Fehlende Lust kann temporär sein – biete deinen Aktiven deine Unterstützung an, so findet sich auch in schwierigen Zeiten eine Lösung.

Besonders wenn dein:e Tänzer:in viele Jahre in dem Verein oder der Gruppe aktiv war, fühlt er/sie sich mit der Gruppe verbunden. Vielleicht muss dein:e Tänzer:in auch nur aufhören, weil es im Privatleben zu vielen Änderungen gekommen ist und die Zeit fürs Training somit einfach schwindet. Manchmal kannst du hier noch intervenieren, indem du verschiedene Angebote unterbreitest.

Ein Ausstieg muss nicht immer endgültig sein: Vielleicht ist es nach den Abiturarbeiten, der Ausbildung oder anderen Stressfaktoren wieder etwas ruhiger und er/sie kann zurückkommen. Einigt euch doch erst einmal auf eine begrenzte Pause. Ein Jahr? Zwei Jahre? Haltet immer Kontakt. Oftmals hilft es auch eine Art freies Trainingsangebot zu machen und anzubieten einfach gerne zum Training dazuzustoßen, wenn es die Zeit zulässt. Aufwärm- oder Dehntraining kann nach längerer Abstinenz auch anstrengend genug sein. So bleibt er/sie aber Teil der Gruppe und verliert nicht den Kontakt. Lade sie/ihn weiterhin zu Gruppenabenden oder Weihnachtsfeiern ein. Zeige dein Interesse!

Besonders im Bereich des Showtanzes hast du eine Bandbreite an Möglichkeiten. Biete ihr eine kleine Nebenrolle an. Vielleicht kann er/sie nur Ein- und Ausmarsch mittanzen? Auf diese Art hälst du euch beiden die Option offen im kommenden Jahr wieder komplett mitzutanzen – oder aber natürlich auch aufzuhören.

Von Tänzern, die nicht wollen – aber müssen

Vor allem bei den Kleinsten kommt der Anstoß zum Tanzen oft von den Eltern. Manche Kinder finden dann Spaß an dem Hobby, andere machen es nur, um den Eltern zu gefallen. Mit diesen Fällen wirst du irgendwann auch einmal konfrontiert werden. Wie also reagieren, wenn du merkst, dass ein Kind nur zum Training kommt, weil die Eltern es erwarten?

Auch hier ist es wichtig, dass du das Gespräch suchst – mit den Eltern. Frage nach, ob das Kind zuhause etwas vortanzt, ob es sich aufs Training freut und etwas darüber erzählt. Nein? Dann kannst du von deinen Beobachtungen erzählen. Erkläre, was dich vermuten lässt, dass es ihm/ihr keinen Spaß macht. Hast du vielleicht sogar eine Idee, welches Hobby alternativ passen könnte? Schlag es doch einfach vor. Mache deutlich, dass du niemanden aus der Gruppe ausschließen möchtest, dass du dir aber vorstellen könntest, dass es sich mit einem anderen Hobby besser identifizieren kann.

Kurz zusammengefasst – ohne Kommunikation geht es nicht

Egal ob als Tänzer:in oder als Trainer:in, das Wichtigste ist, dass ihr im Austausch miteinander seid. Solange ihr miteinander redet, wird es keine Situation geben, die ihr nicht lösen könnt. Auch wenn sich nun jemand dazu entscheidet, die Gruppe zu verlassen, darf es nie ohne gute Gespräche laufen. Manchmal findet ihr gemeinsam in diesem Gespräch doch noch Lösungen, an die ihr nie geglaubt hättet. Geht die Optionen durch, die ihr habt: eine zeitlich begrenzte Pause? Eine kleine Nebenrolle statt der Hauptrolle? Nur einzelne Passagen mittanzen? Nicht aktiv mittanzen sondern lieber bei Vorbereitungen helfen? Sollte all das nicht passen, dann bleibt leider nur der Abschied in der Gruppe. Überlegt euch gemeinsam, wie ihr das angehen wollt und seid offen und ehrlich zu den übrigen Mittänzern.

Du hast diese Situation auch schon erlebt? Wie gehst du mit solchen Situationen um?

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