Gardetanz und Schwanger

Bis wann tanzen? Was ändert sich? Wie kommst du danach wieder rein?

Erfahrungsbericht von Bianca Neff

Du bist aktiv im Gardetanz und hast plötzlich einen positiven Schwangerschaftstest in der Hand? Erstmal: Herzlichen Glückwunsch! 😁

Und dann direkt: Wie geht’s jetzt weiter mit dem Training? Mit den Auftritten? Darf ich überhaupt noch tanzen – und wenn ja, wie lange?

Viele Tänzer:innen stehen in dieser Zeit vor denselben Fragen. Und weil das Thema selten offen besprochen wird, ist es umso wichtiger, dir einen Überblick zu geben.

In diesem Artikel findest du Antworten, Erfahrungsberichte und Impulse – egal ob du selbst tanzt oder Trainer:in bist.

Aber Achtung!

Wichtig vorab: Ich bin keine Ärztin oder Hebamme – alles, was du hier liest, basiert auf meinen persönlichen Erfahrungen im Tanzsport und Gesprächen mit anderen Tänzer:innen.

Bitte besprich im Vorfeld immer mit deiner Ärzt:in oder Hebamme, was für dich und deine Schwangerschaft das Richtige ist.

Was ist während der Schwangerschaft noch möglich?

Gardetanz ist körperlich anspruchsvoll – schnelle Schrittfolgen, Sprünge, Hebungen. Klar, dass die erste Frage ist: „Ist das überhaupt noch gut für mich (und das Baby)?“

Die gute Nachricht: Wenn deine Schwangerschaft komplikationsfrei verläuft, spricht grundsätzlich nichts gegen moderate Bewegung. Viele Gynäkolog:innen und Hebammen empfehlen sogar, sportlich aktiv zu bleiben – natürlich angepasst an die jeweilige Phase.

Wie war es bei mir?

Ich habe bis zur 27. Schwangerschaftswoche noch im Training “mitgetanzt”. Natürlich nicht mit vollem Tempo und ohne Sprünge – aber ich habe gemerkt, wie gut mir die Bewegung getan hat.

Körperlich, aber auch mental. Einfach mal raus aus dem Alltag, rein ins Training, unter Leute.

Allerdings muss ich dazu sagen, dass ich zu dem Zeitpunkt auch schon seit 26 Jahren im Tanzsport aktiv war und immer regelmäßig trainiert habe. Sonst wäre das eventuell auch nicht möglich gewesen.

Worauf muss ich achten?

Die wichtigste Regel dabei: Höre auf deinen Körper. Du merkst sehr schnell, was geht und was nicht. Während du in den ersten Wochen vielleicht noch ohne Einschränkungen tanzen kannst, wird es ab dem zweiten Trimester oft automatisch ruhiger.

Bis wann darf ich tanzen? Gibt es einen „Stopp-Punkt“?

Schwanger Frau macht DehnübungenNein. Eine pauschale Antwort gibt es leider nicht – und das ist auch gut so. Denn jede Schwangerschaft verläuft anders.

Einige Tänzer:innen hören schon in den ersten Wochen auf, weil sie sich unwohl fühlen. Andere bleiben bis zum 6. oder 7. Monat aktiv im Training – allerdings mit Anpassungen.

Heißt: keine Hebefiguren, keine Sprünge, keine Bauchspannung auf maximaler Kraft.

Was hat mir geholfen?

Ich habe mir bewusst keine Deadline gesetzt. Stattdessen habe ich mich von Woche zu Woche gefragt: Wie geht’s mir? Was fühlt sich gut an?

Sobald ich gemerkt habe, dass meine Kraft weniger und alles mühsamer wurde, weshalb ich mehr Pausen brauchte, bin ich aus dem aktiven Training ausgestiegen – ohne schlechtes Gewissen 🙂

Wichtig ist, dass du auf Warnsignale achtest:

  • Ziehen im Unterleib
  • Kreislaufprobleme
  • Kurzatmigkeit
  • Schmerzen

Spätestens dann heißt es: Pause machen – und im Zweifel lieber einmal mehr mit der Ärzt:in oder Hebamme sprechen.

Welche Rolle kann ich während der Schwangerschaft übernehmen?

Nur weil du vielleicht nicht mehr mittanzen kannst, heißt das nicht, dass du keine Rolle mehr in der Garde hast – im Gegenteil!

Viele Schwangere übernehmen organisatorische Aufgaben, helfen bei Kostümen oder betreuen die Gruppe beim Auftritt. Vielleicht kannst du auch choreografisch unterstützen – je nach deinem Energielevel.

Welche Rolle habe ich übernommen?

Ich erinnere mich daran, dass ich meine Gruppe zu den Auftritten begleitet hatte. Das war wunderschön – und ehrlich gesagt: mindestens genauso emotional wie selbst auf der Bühne zu stehen! 😁

Auch habe ich beim Training unterstützt, wenn Hilfe benötigt wurde und fleißig darauf hingefiebert, bald wieder aktiv dabei sein zu können.

So bleibst du Teil des Teams und bist weiterhin aktiv, ohne dich überanstrengen zu müssen.

Was bedeutet das für Trainer:innen und die Gruppe?

Auch für Trainer:innen ist es oft Neuland, wenn eine Tänzerin schwanger wird. Was jetzt wichtig ist: Kommunikation und Flexibilität.

Sprecht offen über Grenzen, Wünsche und Möglichkeiten. Eine gute Lösung kann sein, die Choreos so anzupassen, dass die Tänzerin noch so lange wie möglich eingebunden bleibt – ohne gesundheitliche Risiken.

Als Trainerin habe ich schon oft erlebt, wie wertvoll es ist, wenn man Vertrauen aufbaut und gemeinsam nach Lösungen sucht.

Und: Rücksicht ist keine Sonderbehandlung, sondern Teamgeist 💪

Wie klappt der Wiedereinstieg nach der Geburt?

Gardetänzerin bindet sich die GardestiefelDie Geburt ist geschafft – und irgendwann kribbelt es wieder: Zurück ins Training, zurück auf die Bühne. Aber wie und wann?

Zuerst: Lass dir Zeit. Dein Körper hat Großartiges geleistet und muss sich erholen. Nach der Rückbildung (bitte vollständig!) kannst du langsam starten – am besten in Absprache mit deiner Ärzt:in.

Wie war mein Wiedereinstieg?

Mein Wiedereinstieg kam früher als gedacht – weil ich es einfach vermisst habe. Aber ich habe erstmal nur Basics gemacht und mich Stück für Stück herangetastet.

Es hat gedauert, bis ich wieder meine alte Kraft, Beweglichkeit und Kondition hatte – aber der Moment, als ich das erste Mal wieder in Uniform auf der Bühne stand, war unvergesslich.

Das Training hatte sich zu dem Zeitpunkt definitiv ausgezahlt.

Wie kannst du starten?

Starte mit leichten Trainingseinheiten. Baue deine Kondition wieder auf, übe isolierte Bewegungen. Viele Tänzer:innen berichten, dass sie nach etwa 6–9 Monaten wieder vollständig eingestiegen sind – je nach individueller Situation.

Mentale Aspekte spielen ebenfalls eine Rolle. Vielleicht fühlst du dich „aus der Form“ oder bist unsicher. Tausche dich aus – du bist nicht allein.

Wenn du dir unsicher bist, was du dir zutrauen kannst oder darfst, hilft eine Checkliste:

  • Wie geht es dir körperlich?
  • Wie fühlt sich Bewegung an?
  • Was sagt deine Hebamme oder Ärzt:in?
  • Fühlst du dich wohl im Team mit der aktuellen Rolle?

Offene Gespräche mit der Gruppe oder der Trainer:in sind absolut wichtig. Und vielleicht findest du im Verein sogar andere Tänzer:innen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben.

Fazit: Gardetanz & Schwangerschaft schließen sich nicht aus

Tanzen in der Schwangerschaft ist möglich – wenn du achtsam mit dir umgehst. Es gibt keine Pflicht, weiterzumachen. Und es gibt auch keinen Stichtag, an dem du „aufhören musst“.

Mit Rücksicht, klarer Kommunikation, realistischen Erwartungen und ärztlicher Absprache kannst du sowohl während der Schwangerschaft als auch danach Teil des Tanzens und der Gruppe bleiben.

3 Tipps zum Schluss

  1. Bleib ehrlich mit dir selbst: Du musst niemandem etwas beweisen – nur du weißt, wie du dich wirklich fühlst.
  2. Such dir Austausch: Andere Tänzer:innen mit Babybauch oder Rückkehr-Erfahrung können wertvolle Tipps geben.
  3. Gib dir Zeit: Rückkehr ist kein Sprint. Lass sie in deinem Tempo passieren.

Also ob auf der Bühne oder am Rand – du bleibst Teil der Garde, was den Sport so besonders macht! Und ganz egal, wie lange deine Pause dauert: Wichtig ist nur, dass du dir selbst treu bleibst – und auf deinen Körper und dein Herz hörst.

0 Kommentare

Hinterlasse einen Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert